Porträt: Dieudonné M’Bala M’Bala

Hetzen und hinterziehen

Der französische Komiker Dieudonné ist ein wahnhafter Antisemit. Nun muss der 53-Jährige in den Knast – doch nicht wegen seiner Hetzreden.

Es war bei weitem nicht seine erste Verurteilung, aber bislang die höchste Strafe, die er erhalten hat. Am Freitag vergangener Woche wurde der immer noch als »Komiker« firmierende, längst aber vor allem als antisemitischer Agitator auftretende Dieudonné M’Bala M’Bala – bekannt unter seinem Vor- und Künstlernamen Dieudonné – von einem Pariser Gericht zu drei Jahren Gefängnis, eines davon auf Bewährung, und einer Geldstrafe in Höhe von 200 000 Euro ver­urteilt. Dieses Mal ging es nicht – wie in den rund ein Dutzend Prozessen zuvor – um antisemitische, Terrorismus verherrlichende, verleumderische oder zu Hass aufstachelnde Äußerungen, die er seit seiner Entwicklung vom eher linken Antirassisten zum rechtsextremen Antisemiten regelmäßig in der Öffentlichkeit tätigt. Dem 53jährigen werden vielmehr Steuerhinterziehung, Geldwäsche und Unterschlagung von Firmenvermögen vorgeworfen. Ermittlungen wegen seines auffälligen Finanzgebarens gab es bereits seit Jahren. So soll er etwa eine Insolvenz vorgetäuscht haben, um seine zahlreichen Geldstrafen nicht zahlen zu müssen. Im jetzigen Verfahren geht es um über eine Million Euro, die er nicht versteuert haben soll. Seine Ehefrau Noémie Montagne, unter deren Namen viele seiner Unternehmen registriert sind, wurde zu einer Geldstrafe in Höhe von 50 000 Euro verurteilt.

M’Bala M’Bala plädiert auf nicht schuldig und will in Berufung gehen. Seine Anwälte behaupten, der Prozess sei politisch motiviert. M’Bala M’Bala selbst schwadroniert immer wieder von einer »zionistischen Lobby«, die die Welt beherrsche – sicherlich steckte auch dieses Mal die jüdische Weltverschwörung hinter den Ermittlungen gegen ihn. Er fühlt sich durch Auftrittsverbote unter anderem in Frankreich und Belgien in seinem Recht auf Meinungsäußerung beschnitten. Dass Antisemitismus nicht lustig und weiterhin tödlich ist, zeigen die antisemitischen Morde und Anschläge der vergangenen Jahre in beiden Ländern, zuletzt der Mord an der Holocaust-Überlebenden Mireille Knoll 2018 in Paris. Am Sonntag nach seiner Verurteilung trat M’Bala M’Bala im belgischen Morlanwelz vor rund 150 Personen an einem privaten Veranstaltungsort auf, dessen Adresse erst kurz zuvor per SMS an die Gäste übermittelt worden war.