Flucht von Prinzessin Haya

Die rebellische Prinzessin

Haya bint al-Hussein ist vor ihrem Ehemann, dem Emir von Dubai, nach London geflüchtet. Vor Gericht kämpft sie nun gegen Zwangsheirat und Belästigung – und um das Sorgerecht für ihre Kinder.

Man kann es als schönen Zug der arabischsprachigen Welt betrachten, dass sich dort noch sehr viele Menschen vom Straßenhändler bis zum König berufen fühlen, selbst Gedichte zu schreiben. Allerdings ist das Œuvre mancher Hobbypoeten vor allem der Oberschicht, wie es schon bei Ussama bin Laden der Fall war, ein wenig überladen mit mittelalterlicher Ritterromantik. Das gilt auch für Sheikh Mohammed bin Rashid al-Maktoum, den Herrscher Dubais, eines der sieben Kleinstaaten, die die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) bilden. Er präsentiert sich auf seiner Website als »Anführer«, »Vater«, »Dichter« – und »Ritter«, wofür der Besitz eines Rennstalls nach traditionellen Vorstellungen eigentlich keine ausreichende Qualifikation darstellt. Sehr traditionelle Vorstellungen hat er zweifellos in der Heiratspolitik. Eheschließungen folgen dynastischen Interessen, die Frauen haben sich zu fügen.

Mohammed bin Rashid al-Maktoum und Haya bint-al Hussein beim Royal Ascot im Juni 2013.

Bild:
dpa / Steve Parsons

Aber moderne Prinzessinnen machen das nicht mehr mit. Als seine Tochter Latifa im vergangenen Jahr flüchtete, ließ Sheikh Mohammed sie vor der Küste Indiens von Bewaffneten entführen und gewaltsam nach Dubai zurückschaffen. Die 45jährige Prinzessin Haya, eine von sechs Frauen des 70jährigen, plante ihre Flucht sorgfältiger. Sie hält sich derzeit in Großbritannien auf und ersuchte in der vergangenen Woche ein Gericht um Anordnungen zum Schutz vor Zwangsheirat und Belästigung, dabei geht es auch um das Sorgerecht für ihre beiden Kinder, die sie mitgenommen hat.

Der Fall ist diplomatisch heikel und könnte für internationale Verwicklungen sorgen, denn Haya ist Angehörige des jordanischen Königshauses und soll auch der britischen Königsfamilie nahestehen. Die britische Regierung dürfte bemüht sein, die Monarchen der VAE nicht zu verärgern, muss den Fall aber der Justiz überlassen. Sheikh Mohammed (»Alle meine Gedichte sind das Resultat persönlicher Erfahrung«) reagierte zunächst lyrisch, er warf einer namentlich nicht genannten Frau »Betrug und Verrat« vor. Der Titel »Lebe oder stirb« kann angesichts der nachgewiesenen Gewaltbereitschaft Sheikh Mohammeds auch als Drohung verstanden werden, ebenso wie sein jüngstes Werk über das »glänzende Schwert mit scharfen Klingen« Sheikh Mohammed bin Zayed al-Nahyans, des Kronprinzen der VAE. Da dieser aber schwerlich nach London reiten kann, um im Namen der Emirate Rache für die Schmach der entflohenen Prinzessin zu nehmen, hat Sheikh Mohammed einige Staranwälte engagiert.