Die neuen Singles des Rappers Spencer

HipHop mit Potential

Platte Buch Von Tilman Bärwolff

<p>Mit seinen introspektiven Texten, unterlegt von einer Mischung aus Indiepop-Gitarren und gesampelten Beats zum Kopfnicken, trifft der 21jährige Spencer Miles Allen, kurz: Spencer, den musikalischen</p>

Mit seinen introspektiven Texten, unterlegt von einer Mischung aus Indiepop-Gitarren und gesampelten Beats zum Kopfnicken, trifft der 21jährige Spencer Miles Allen, kurz: Spencer, den musikalischen Nerv der Zeit. Bekannt wurde der in Rochester, New York, geborene Musiker, Kind einer jamaikanischen Mutter und eines britischen Vaters 2018 mit seiner Single »Want U Back«, in der er über Schmerzen und Sehnsüchte nach einer in die Brüche gegangenen Beziehung singt. Nicht nur wurde diese eingängige Ballade millionenfach gestreamt, sie brachte ihm auch Kollaborationen mit der HipHop-Boy­group Brockhampton und dem Sänger Omar Apollo ein. Spencer brachte dann eine gleichnamige EP mit »Want U Back« heraus. 2019 ist er auf verschiedenen Konzerten des US-amerikanischen Singer-Songwriters Gus Dapperton im Vorprogramm aufgetreten, derzeit arbeitet Spencer an seinem ersten Album.

Als Vorgeschmack auf dieses sind nun drei Singles von ihm erschienen, mit denen er zeigt, was man von seinem Album erwarten darf. So singt Spencer auf dem Song »Maybe«, der durch ­seine stark repetitive Klangkulisse leicht psychedelisch anmutet, von den Problemen des Aufwachsens und Älterwerdens. Ergänzt wird »Maybe« durch ein kunstvoll animiertes Musikvideo, in dem der in Wasserfarben gemalte Künstler durch einen dunklen Großstadtdschungel schreitet, während er von herumschwirrenden Geistern verfolgt wird. In dem von düsteren Bässen geprägten Song »2much« singt Spencer darüber, wie schwer es ihm fällt, sich von einer Person zu lösen, obwohl er weiß, dass er ohne sie besser dran wäre. Etwas fröhlicher, wenn auch mit melancholischen Untertönen, klingt »Auto­matic«, in dem der Musiker von den Höhen und Tiefen des Verliebtseins erzählt.
Mit diesen drei starken Singles zeigt Spencer, dass er zumindest musi­kalisch bereits seinen ganz eigenen, fesselnden Sound gefunden hat. Sollte er nun noch sein bisheriges lyrisches Repertoire an ­melancholischen Liebesballaden um weitere ­Sujets erweitern, dürfte das Album großes Potential haben.

Spencer: Maybe / 2Much / Automatic (4AD)