Der algerische Journalist Khaled Drareni wurde zu drei Jahren Haft verurteilt

Khaled im Knast

Porträt Von Bernhard Schmid

<p>Normalerweise kann man davon ausgehen, dass die Tätigkeit für internationale Medien einen gewissen Schutz vor politisch motivierter Strafverfolgung bietet. Aber eben nur normalerweise.</p>

Normalerweise kann man davon ausgehen, dass die Tätigkeit für internationale Medien einen gewissen Schutz vor politisch motivierter Strafverfolgung bietet. Aber eben nur normalerweise. Manchmal geht es darum, ein Exempel zu statuieren.

Der algerische Journalist Khaled Drareni wurde am Montag voriger Woche von einem Gericht in Sidi M’hamed, einem Stadtteil der Hauptstadt Algier, zu drei Jahren Haft ohne Bewährung verurteilt. Die Staatsanwaltschaft hatte eine Woche zuvor vier Jahre Gefängnis beantragt. Vorgeworfen wurden Drareni »Aufstachelung zu unbewaffneter Zusammenrottung« sowie »Gefährdung der Einheit der Nation«. Grundlage der Vorwürfe war die Berichterstattung des 40jährigen über eine Demonstration der Protestbewegung Hirak am 7. März. Drareni wurde am 27. März in Untersuchungshaft genommen.

Drareni arbeitet seit anderthalb Jahrzehnten als Journalist. Er war unter anderem für die von ihm gegründete Internetzeitung Casbah Tribune tätig, aber auch für den von Fernsehanstalten mehrerer französischsprachiger Länder getragenen Sender TV5 Monde. Zudem war er Korrespondent der NGO »Reporter ohne Grenzen«. In dieser Funktion setzte er sich für Medienschaffende ein, die in Algerien Repressalien durch den Justizapparat ausgesetzt waren.

Mit ihm waren die Hirak-Aktivisten Samir Benlarbi und Slimane Hamitouche angeklagt. Diese hatten ebenfalls in Untersuchungshaft gesessen, sie wurden jedoch Anfang Juli aufgrund eines präsidialen Gnadenakts zunächst entlassen. Vorige Woche wurden sie zu je zwei Jahren Haft verurteilt, davon vier Monate ohne und die restliche Zeit mit Bewährung. Ihre Gefängnisstrafe gilt als mit der Untersuchungshaft abgegolten. Am härtesten traf das Urteil also den Journalisten Drareni. Es sollten offenbar unabhängige Berichterstatter eingeschüchtert werden.

Die EU ließ am Freitag durch eine Sprecherin ihre »Besorgnis« kundtun und ankündigen, mit der algerischen Regierung über die Frage der Pressefreiheit »in Dialog zu treten«. Unterstützer Drarenis fordern dazu auf, den Hashtag #WeAreKhaled in sozialen Medien zu verbreiten.