Homestory #37

<p>Man kommt ganz schön rum im Homeoffice. Was ja erst mal paradox klingt.</p>

Man kommt ganz schön rum im Homeoffice. Was ja erst mal paradox klingt. Eigentlich war die Heimarbeit als strenge Quarantänemaßnahme gedacht – alle sollten schön zu Hause bleiben, unentwegt arbeiten und bloß nicht rausgehen, außer zum Einkaufen oder zum Rauchen auf den Balkon. Inzwischen hat sich die Situation coronatechnisch aber etwas entspannt und erste Kollegen und Kolleginnen wagen sich stundenweise in die Redaktionsräume in Berlin-Kreuzberg, um mal was auszudrucken oder Interviews zu führen. Damit gehören wir aber immer noch zum harten Kern der Heim­arbeiter beziehungsweise zu den 25 Prozent der in Deutschland Erwerbstätigen, die einer Studie der Universität Mannheim zufolge derzeit komplett oder überwiegend im Homeoffice arbeiten.

Möglichkeiten zum Ortswechsel bieten die Konferenzen: Mal wählt man sich in einen digitalen Konferenzraum in Leipzig ein, mal in München. Auch Präsenzkonferenzen finden hin und wieder unter Hygieneauflagen statt. (Handfeste Streitigkeiten sind verboten – zu gefährlich.) Man trifft sich in Berliner Biergärten oder in einem der deutschlandweit bekannten Drogenparks, sitzt bei gutem Wetter auch in Kreuzberger Hinterhöfen im Stuhlkreis zusammen oder bucht einen Veranstaltungsraum in einem alternativen Kulturzentrum. Unser eigener Konferenzraum in der Redaktion hat nämlich keine Fenster, lässt sich auch nicht beheizen, ist in Wahrheit nur ein großer Flur mit Tisch und Stühlen und in der Pandemie ungefähr so sicher wie eine Après-Ski-Bar in Ischgl. Im Winter waren die dort (also im Konferenzraum, nicht in Ischgl) abgehaltenen Konferenzen immer schon als Grippevirus-Superspreader-Events gefürchtet.

Apropos Österreich und Winterurlaub: Es werden auch wieder ­erste Reisen getätigt. Diese Ausgabe wurde beispielsweise zu großen Teilen in der Schweiz gesetzt. Jedenfalls meldete sich unser Lay­outer im Chat gutgelaunt aus einer – leerstehenden – WG in Zürich mit Sonnenbalkon. Aber auch in Aachen, Wiesbaden, Frankfurt am Main, Tirol und sogar im hessischen Offenbach entstehen Pop-up-Büros, also temporär genutzte, revolutionäre Räume zum Zweck des Zeitungsmachens. Aber wo immer man auch ist: Im Geiste sind wir alle in Kreuzberg.