Crack Clouds Album »Pain ­Olympics«

Fehl am Platz

Platte Buch Von Dierk Saathoff

<p>Überraschend opulent beginnt das neue, bereits im vergangenen Sommer erschienene Album »Pain Olympics« der kanadischen Band Crack Cloud.</p>

Überraschend opulent beginnt das neue, bereits im vergangenen Sommer erschienene Album »Pain Olympics« der kanadischen Band Crack Cloud. Gewohnt war man von ihr eigentlich schlichte Arrangements, klassische Rockinstrumente (Gitarre, Bass, Schlagzeug), einen experimentierfreudigen und dennoch zugänglichen Stil – eben das, was sie auf ­ihrem Debütalbum »Crack Cloud« von 2018 dargeboten hatten und ­aufgrund dessen man sie wohl als rechtmäßige Erben des Post-Punk von Bands wie Gang of Four bezeichnen konnte.

Doch schon der Opener »Post Truth« klingt ganz anders: Er setzt mit einer Art Field Recording ein. Der Gesang von Zach Choy ist entweder verzerrt oder verhallt, zwischendurch hört man Chöre und ein schief gespieltes Saxophon, dann wieder klingt die Platte wie ein apokalyptisches Musical, süßlich und bedrohlich zugleich. Von der Strenge des Vorgängers findet sich in den lockeren Arrangements und der gekünstelten Methode von »Pain Olympics« nichts mehr wieder.

Crack Cloud sind eigentlich ein Künstlerkollektiv, sieben Mitglieder umfasst die Band, die ganze Gruppe ist um einiges größer: Das Pressebild zeigt um die 40 Personen. Neben den Kunstprojekten arbeiten manche Mitglieder als Sozialarbeiter in Vancouver mit Drogensüchtigen.

Der neue Sound der Band kann wohl etwas spöttisch als Weltmusik bezeichnet werden. Manchmal, wie bei dem New-Wave-Track »Ouster Stew«, klingt das ganz nett; wenn sich dann aber der Song »Favour Your Fortune« zu einer alternativen Rapnummer auswächst, klingt das irgendwie fehl am Platz. Für einen klugen Bruch kann man das Ganze allerdings auch nicht halten, denn dafür fehlt der Platte ein Konzept. Wenn sie doch eines hat, dann das, sich selbst auf denkbar schlechteste Weise nicht treu zu bleiben. In der Neuaufnahme des bereits auf dem ersten Album enthaltenen Lieds »Bastard Basket« werden dessen schrille Gitarren von ­einem Synthesizer übertönt. Kann man vom Prinzip her machen – klingt aber in der ersten Version trotzdem besser.

Crack Cloud: Pain Olympics (Meat Machine)