Homestory

Homestory 6/21

<p>Es ist die Maulwurfsarbeit von Journalistinnen und Journalisten: die Recherche.</p>

Es ist die Maulwurfsarbeit von Journalistinnen und Journalisten: die Recherche. Quellen müssen erschlossen, Personen und Institutionen befragt, Artikel, Bücher und Dokumente gesichtet, Informationen gewonnen, bewertet und eingeordnet werden. Das macht Mühe, kostet Zeit und klingt nicht nach Spaß. Dennoch gibt es Meldungen, die geradezu eine Recherchelust wecken. In der vergangenen Woche etwa veröffentlichte die Bundesregierung Daten zu Sprengungen von Geldautomaten seit dem Jahr 2000. Kurz zusammengefasst: Geldautomaten zu sprengen, wird immer beliebter. Gab es im Jahr 2005 lediglich 27 Fälle, so waren es 2015 bereits 157. Im Jahr 2019 wurden dann bundesweit 349 Automaten gesprengt, allerdings gelangten die Täter nur in 142 Fällen an das enthaltene Geld, erbeuteten so aber immerhin ungefähr 15,2 Millionen Euro.

Recherchefragen tun sich in dieser Sache wie von selbst auf: Welcher Sprengstoff ist am geeignetsten? Ist es erfolgversprechender, einen Automaten in einem geschlossenen Raum, einen an einer Außenfassade angebrachten oder einen freistehenden zu sprengen? Haben Geldautomaten besondere Schwachstellen? Wie lässt sich die Eigen- und Fremdgefährdung bei der Detonation minimieren? Neben solchen Sachfragen wären auch ethische Erwägungen zu berücksichtigen: Ist es nicht besser, Leute sprengen Geldautomaten, anstatt Banken zu überfallen? Schließlich bleiben Bankangestellten, Kunden und Geldboten auf diese Weise schreckliche Erlebnisse erspart.

Gern hätten wir Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, Antworten auf diese Fragen präsentiert. Doch die Recherche geriet bereits beim ersten Versuch der Quellenakquise ins Stocken. Wir hatten einen der größten Hersteller von Geldautomaten um ein Gespräch gebeten, doch bis Redaktionsschluss blieb die Anfrage unbeantwortet. Über die Gründe lässt sich nur spekulieren: Erschien dem Konzern unsere Anfrage etwa zu unseriös? Das erscheint angesichts des Renommees der Jungle World allerdings abwegig. Wahrscheinlich ist es da eher, dass der Hersteller zurzeit seine gesamte manpower darauf konzentriert, seine Geldautomaten besser gegen Explosionen zu wappnen, und keine Ressourcen zur Beantwortung von Presseanfragen aufbringen kann. Doch seien Sie versichert, liebe Leserinnen und Leser: Wir bleiben dran. Sollten unsere Recherchen doch noch hochexplosive Erkenntnisse zutage fördern, werden Sie es in dieser Zeitung erfahren.