Porträt: David Schoen verteidigt Donald Trump im Impeachment-Verfahren

Der multifunktionale Anwalt

Porträt Von Paul Verlautenheide

<p>Die Ära Trump ist bekanntlich am Ende.</p>

Die Ära Trump ist bekanntlich am Ende. Ein Merkmal dieser Endzeit ist es, dass die Menschen, die bereit sind, sich für den ehemaligen US-Präsidenten einzusetzen, immer weniger und immer spezieller werden. Nachdem vergangene Woche fünf der Anwälte zurückgetreten waren, die Donald Trump in seinem zweiten Amtsenthebungsverfahren im Senat verteidigen sollten, hat nun David Schoen mit zwei Kollegen die Aufgabe übernommen.

Schoen kann auf eine lange Karriere als Verteidiger und Bürgerrechtsanwalt zurückblicken, die als ungewöhnlich zu bezeichnen untertrieben wäre: Unter seinen Klienten in zivilrechtlichen Fällen finden sich Produzenten erneuerbarer Energien, die Demokratische Partei und Al Gore. Er hat nicht nur arabische und muslimische Bürger gegen Diskriminierung, Polizeigewalt und schlechte Haftbedingungen verteidigt, sondern auch den Ku-Klux-Klan in seiner Klage gegen das Verbot vertreten, mit Kapuzen aufzumarschieren. In Strafrechtsfällen hat Schoen mehrere internationale Mafiabosse in Verfahren wegen Drogenhandel und Mord verteidigt, aber auch palästinensische Terroristen für Anschläge in Israel verklagt. Vergangenes Jahr dürfte er zumindest in den USA damit bekannt geworden sein, dass er vom Bankier und Sexualstraftäter Jeffrey Epstein kurz vor dessen Tod für sein Anwaltsteam rekrutiert wurde und außerdem einer der prominentesten Vertreter der These ist, Epstein habe nicht Suizid begangen, sondern sei ermordet worden. Zu Schoens Klienten in jüngerer Zeit zählte darüber hinaus Roger Stone, der Politikberater und Vertraute Trumps, der dann vom ehemaligen US-Präsidenten offiziell begnadigt wurde.

Zum Amtsenthebungsverfahren gegen Trump hat David Schoen bisher nur geäußert, er empfinde es als große Ehre, den 45. Präsidenten der Vereinigten Staaten und die Verfassung zu vertreten, und halte es für verfassungswidrig, überhaupt ein solches Verfahren gegen einen aus dem Amt geschiedenen Präsidenten anzustrengen. Richard Cohen, ein ehemaliger Vorsitzender der antirassistischen Bürgerrechtsorganisation Southern Poverty Law Center, sagt über Schoen, dieser sei »ein guter Anwalt und ein guter Mensch«, der komplexe und herausfordernde Fälle nicht scheue und keine Angst habe, auch mal unbeliebte Klienten anzunehmen. Letzteres wird jedenfalls kaum jemand bestreiten.