Schickt Schumacher zum Ohrenarzt!

Die Strafe ist zu mild: Schumacher ist taub und ein schlechter Verlierer.

Daß Schumacher nicht nur blöd, sondern auch noch uneinsichtig ist, wurde allerspätestens am Tag nach dem letzten Formel-1-Rennen in Jerez bewiesen, als er, von einem RTL-Interviewer nach dem Rempler mit Villeneuve befragt, recht hölzern die verfolgte Unschuld gab. Dabei, so ist zu vermuten, hatte sein Manager Willi Weber in den Stunden zuvor ausgiebig mit ihm Fragenbeantworten geübt: "Also paß auf, sie werden dir Absicht unterstellen. Du wirst ihnen sagen, daß du nicht absichtlich in die Williams-Karre gefahren bist. Nur das. Wenn du wieder diesen Scheiß behauptest, daß Villeneuve dir reingefahren ist und nur du ihn davor bewahrt hast, von der Strecke zu fliegen, dann knall ich dir eine. Denn das Thema ist durch, verstehst du??? Das glaubt dir niemand! Selbst Corinna hat gesagt, daß du schuld warst und daß sie sich noch nie in ihrem Leben so für dich geschämt hat. Obwohl, damals bei der Sache mit Damon Hill, als du den rausgekantet hast, da fand sie das ähnlich schlimm, aber da bist du wenigstens Weltmeister geworden." Schumachers Nicken wurde von Weber wohl als Zustimmung interpretiert, deswegen ließ er den Fahrer zum Interview gehen. Ein verhängnisvoller Fehler, denn Schumachers verkrampfte Demonstration der totalen Schuldlosigkeit wurde sofort zur überall gesendeten Lachnummer.

Dabei hat das Kerpener Wunderkind während der Saison nie eine echte Chance gegen die kanadische Blondine, auch weil er mit einem aufgeblasenen roten Fiat ins Rennen ging. Villeneuve dagegen konnte sich in Jerez sogar den Luxus leisten, das Ferrari-Wrack als Notbremse zu benutzen. Michael Schumacher ist, wie Bild sagt, wirklich gedemütigt worden, aber nicht, wie behauptet, vom überall anders als in Deutschland als lächerlich bezeichneten Urteil der FIA, sondern vom neuen Weltmeister: Der Held von gestern ist nicht mal dazu fähig, einen kleinen Unfall zu verursachen.

Schon vor zwei Monaten hatte er angekündigt, daß jetzt Frau und Tochter die wichtigste Rolle in seinem Leben spielten. Die großen Fahrer, sprich die Gewinner, haben allerdings nur eins im Kopf: den Sieg. Der verstorbene Ayrton Senna erklärte einmal, wie man richtig in eine Kurve fährt: "Wenn ich mich daran erinnern kann, wie ich die Kurve genommen habe, dann weiß ich, daß ich zu langsam gefahren bin. Ich muß meinen Instinkten vertrauen." Als Schumacher versuchte, Villeneuve zu rammen, handelte er nach eigener Aussage "instinktiv". Offensichtlich hat der "beste Fahrer der Welt" (Bild) sehr schlechte Instinkte. Damon Hill: "Er behauptet, daß er instinktiv handelte, aber die normale Reaktion ist doch wohl, einen Unfall zu vermeiden. Die verhängte Strafe kann nicht ernst genommen werden."

Wenigstens hatte Schumacher nach seinem Attentat auf Villeneuve Schuldgefühle: "Zwei oder drei Tage hatte ich wegen dem, was ich getan habe, Schwierigkeiten, nachts einzuschlafen", erklärte er nach dem Urteilspruch. Daß die Rennställe Williams und McLaren entgegen der Vermutungen der deutschen Presse nicht bestraft wurden, ging fast unter. Dabei wurde kaum bekannt, daß auch die Ferrari-Gespräche in Jerez abgehört wurden.

Die Funksprüche während des berüchtigten Rennens zwischen Michael Schumacher und seinem technischen Direktor Ron Brawn zeigen, daß Schumacher nicht nur uneinsichtig, sondern auch taub ist. Und lügt: Im RTL-Interview hatte er noch behauptet, vom "plötzlichen" Auftauchen Villeneuves sehr überrascht gewesen zu sein.

Brawn: "Villeneuve ist hinter dir! Michael, Villeneuve ist hinter dir! Michael, Villeneuve ist jetzt hinter dir!" Schumacher (verwirrt): "Entschuldigung, ich kann dich nicht hören. Wiederhole."

Brawn: "Villeneuve ist direkt hinter dir!"

Schumacher (eindringlich): "Wie groß ist die Zeitdifferenz zwischen uns? Wie sieht die Zeitdifferenz in diesem Moment aus?" Brawn: "Ungefähr eine Sekunde, Michael. Er ist direkt hinter dir. Eine Sekunde. Er hat dieselbe Strategie wie du. Dieselbe Strategie wie duÖ" Im selben Moment rast Villeneuve an ihm vorbei.

Im Williams-Team redete Jock Clear mit Villeneuve. Clear: "Presse, Jacques, presse!" Villeneuve: "Ssssshhh" (atmosphärische Störung oder französisch). Clear: "Jaah! Jacques, presse das Auto so hart wie es geht!" Villeneuve: "Ssssshhh.s" Clear: "Tu jetzt nichts Unüberlegtes, Jacques. Tu nichts Unüberlegtes!" Schumacher rammt den überholenden Villeneuve. Clear (sehr aufgeregt): "Halt die Karre am Laufen, du Bastard!"

Schweigen, bis klar ist, daß Villeneuve erfolgreich war: "Michael ist raus!

Michael ist raus! Wie läuft das Auto,

Jacques? Wie schlimm ist es, Jacques?" Villeneuve: "Ssssshhh."

Daß die Strafe für die Kombination aus Rammversuch, schlechtem Hören, Lügen und mieser Schauspielerei so gering ausfiel, ist natürlich ein Skandal, zumal Schumacher Wiederholungstäter ist. Aber in einem Punkt darf man dem krankhaft ehrgeizigen Verlierer der Saison 1997 wohl ruhig glauben: Für ihn ist es eine Strafe, überhaupt bestraft worden zu sein, und natürlich kann er nur schwer damit fertig werden, noch schlechter als Ukiyo Katayama dazustehen. Und das alles bloß, weil er nicht auf seinen Manager gehört hatte. Der hatte nach dem Interview und vor der Anhörung in London jedoch reichlich Zeit, mit seinem späteren Tabellenletzten zu üben. Immer wieder mußte er den renitenten Rennfahrer ("Nein, ich wußte nicht, daß der Villeneuve kommt! Funkprotokolle, Funkprotokolle, hau ab mit deinen Funkprotokollen - froh soll der sein, daß ich seinen Abflug verhindert... Nein! Nicht schon wieder im Keller einsperren, nein, Okay, ich bin jetzt ruhig und hör dir zu. Schau her, ich bin ganz ruhig!") beruhigen, bis ihm schließlich der entscheidende Dreh einfiel: "Denk an Corinna und die Kleine!"

So konnte Schumacher vor der FIA als halbwegs reuiger Verkehrssünder präsentiert werden und mit der belanglosesten Strafe überhaupt davon kommen. Bernie Ecclestone, der ganz dringend einen Ferrari-Weltmeister braucht, freut sich schon auf die neue Saison mit dem ungesperrten Schumacher. Aber da wird er sich täuschen:

In Jerez wurde ein neues Wunderkind geboren. Und Familienvater Schumacher wird auch ohne Punktabzug im nächsten Jahr nicht wieder Weltmeister. Außer, er lernt die richtige Rempelei doch noch...