Peter Hahne weist den Weg

raucherecke

Im Empfangssaal des Roemer- und Pelizaeus-Museums in Hildesheim ist nicht einmal ein Stehplatz zu bekommen. Es sind rund 800 Zuhörer, deren Durchschnittsalter um die 55 liegen dürfte, und eine Umfrage an Ort und Stelle hätte der CDU sicherlich ein Ergebnis beschert, das an Wahlen in der DDR erinnert. Eingeladen hat die Konrad-Adenauer-Stiftung, zur Einführung spricht der CDU-Bundestagsabgeordnete Eckart von Klaeden, der den Star des Abends, den Nachrichtensprecher des ZDF und Kolumnisten der Bild am Sonntag, Peter Hahne, für Hildesheim »gewonnen« (Hildesheimer Allgemeine Zeitung) hat. Hahne ist hier, um seinen Bestseller »Schluss mit lustig – das Ende der Spaßgesellschaft« mit neuen, aufrüttelnden, brandaktuellen und schockierenden Thesen zu bewerben.

Zunächst erwähnt er seinen Großvater, der aus der Region stamme, und leitet so zum Thema über. Haltlos irre das Gros der Zeitgenossen herum, setze heute auf den Dalai Lama, morgen auf Marx, schließlich auf den Papst und habe längst seine Wurzeln verloren. Doch das ist nur eines der vielen »Tabuthemen«, denen sich Hahne widmet. Glaubt man ihm, so war es noch vor wenigen Jahren unmöglich, bestimmte Dinge anzusprechen, ohne dafür »erschossen« zu werden. Ob Eliten, Traditionen oder Nationalstolz, man sprach darüber allenfalls hinter vorgehaltener Hand. Doch seit dem 11. September 2001 ist alles anders.

Die alten Werte, die »Grundpfeiler« der abendländischen Gesellschaft, seien wieder hochaktuell. Hahnes Lieblingsthema ist das böse Erwachen grüner Politiker, deren Kinder sich plötzlich in Schulklassen wiederfinden, in denen sie die einzigen sind, die noch Deutsch sprechen. Graffitis, ruft Hahne entrüstet, seien als Kunst angesehen worden. Heute jedoch würden sie von Altachtundsechzigern auf der eigenen Hauswand als störend empfunden. Freudig erwähnt er immer wieder die taz, das »publizistisch Linkeste, was es gibt in Deutschland«, weil in ihr plötzlich auch Wertethemen eine Rolle spielten.

Was viel früher hätte passieren sollen, geschieht dann nach 90 Minuten: Die Mikrofonanlage fällt aus. Doch wer hofft, das Grauen sei nun vorüber, sieht sich getäuscht. Beim Signieren können auch die Sympathisanten des christlichen Fundamentalisten ihren Beitrag zum neuen Aufbruch leisten: Der Erlös des Bücherverkaufs wird für die Dresdner Frauenkirche gespendet.

gregor mothes