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Wegen so etwas Banalem wie einer Wahl will sich der Präsident von Zimbabwe, Robert Mugabe, nicht von seinem Amt verabschieden. Nur Gott könne ihn von seinem Amt abziehen, verkündete er vergangene Woche seinen Anhängern. Wenige Tage später ist ihm sein einziger Konkurrent abhanden gekommen, womit die Chancen, dass er weiter im Amt bleiben wird, auch ohne Gottes Hilfe gut stehen. Am Sonntag zog der Vorsitzende der Bewegung für Demokratischen Wandel (MDC) Morgan Tsvangirai seine Kandidatur für die Stichwahl gegen Mugabe zurück. »Wir können die Menschen nicht bitten, am 27. Juni ihre Stimme abzugeben, wenn sie dafür mit dem Leben bezahlen«, begründete er seine Absage. Am Samstag hatten etwa 1 000 mit Knüppeln und Eisenstangen bewaffnete Anhänger von Mugabe eine Wahlkampfkundgebung der Opposition in Harare gewaltsam verhindert. Sie schlugen auf Oppositionsanhänger und Journalisten ein. Auch Wahlbeobachter wurden von ihnen bedroht.
Mugabe erhielt den offiziellen Zahlen zufolge bei der Wahl Ende März 43 Prozent, Tsvangirai kam auf 47 Prozent. Der Autokrat halluzinierte daher eine westliche Verschwörung. Das ist aber gar nicht nötig, abgesehen von blutiger Unterdrückung der Opposition ist die wirtschaftliche Lage des Landes nach 28 Jahren Mugabe-Herrschaft katastrophal. Die Inflation liegt bei 1,6 Millionen Prozent, die Preise werden in Milliarden zimbabwischen Dollar berechnet, es gibt keine Arbeitsplätze und die Währung hat alleine in der vergangenen Woche die Hälfte ihres Wertes verloren. Seit der Wahl sind unabhängigen Menschenrechtsgruppen zufolge 85 Menschen, vor allem Anhänger der Opposition, ermordet worden. 30 000 Menschen befinden sich nach Angaben des MDC auf der Flucht.
Die britische Tageszeitung The Observer veröffentlichte ein geheimes Dokument der Regierungspartei, demzufolge die Gewaltkampagne und die Einschüchterung der Wähler von Anhängern Mugabes akribisch geplant wurden. In dem Papier wird dessen wichtigster Vertrauter, Emmerson Mnangagwa, als Supervisor eines »Aktionsplans« genannt, der u.a. beinhaltete, MDC-Aktivisten einzuschüchtern und zu vertreiben, No-Go-Areas für Oppositionelle einzurichten und unabhängige Wahlbeamte durch Anhänger der Regierung zu ersetzen.