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Fliegen die Deutschen irgendwann raus aus dem Internet, wenn sie so weiter nörgeln? Nein, das kann wohl nicht passieren. Aber beim »Google Books Settlement« sind sie erstmal nicht dabei. Google und die US-amerikanischen Verleger haben am Freitag voriger Woche bei einer Gerichtsverhandlung in New York eine modifizierte Form ihres Abkommens vorgelegt. Die Lizenz zum Einscannen und digitalen Verbreiten soll demnach nur für noch für Bücher gelten, die urheberrechtlich in den USA, Kanada, Großbritannien oder Australien registriert sind.
Das betrifft auch einige vor 1978 in Deutschland erschienene Bücher, die im amerikanischen Copyright-Register für ausländische Bücher eingetragen sind. Mehr als 95 Prozent aller nicht englischsprachigen Bücher jedoch fallen Schätzungen zufolge aus dem neuen Vertrag heraus. »Ein Aufatmen geht durch die Reihen deutscher Verlage und Buchhändler«, fasste die Süddeutsche Zeitung die Reaktionen hierzulande zusammen.
Sechs Millionen Bücher hat Google bereits eingescannt. 125 Millionen Dollar will das Unternehmen der Vereinbarung zufolge in ein »Book Rights Registry« einzahlen, um finanzielle Ansprüche auf Bücher, deren Autoren nicht mehr aufzutreiben sind, zu regeln. Aber auch in den USA ist der neue Vergleich heftig umstritten. Allerdings geht es bei den Verhandlungen dort zumin­dest irgendwie vorwärts.
Deutschland hingegen ist erstmal einfach nur raus. Aus Angst, von der digitalen Entwicklung abgehängt zu werden und die zahlreichen potentiellen Vermarktungschancen, die das Internet auch für Autoren und Verlage bietet, komplett zu verpassen, fordert der Börsenverein des Deutschen Buchhandels seit langem die Schaffung einer eigenen »Deutschen Digitalen Bibliothek«. Vielleicht ist es berechtigt, dem drohenden Monopol eines Privat­unternehmens wie Google zu misstrauen, doch zu glauben, man könne einfach ein alternatives, unabhängiges deutsches System aufbauen ist entweder a) ausgesprochen subversiv, b) nationalistisch oder c) naiv.