»Wir verteilen Sauerkohl palettenweise«

Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) scheint die Aufgabe der Politisierung der Bevölkerung sehr ernst zu nehmen: Er wettet, dass die Berlinerinnen und Berliner auf seinen Aufruf hin 50 Tonnen Lebensmittel an die »Berliner Tafel« spenden. Das Ergebnis soll dann auf dem »Bundestafeltreffen« veröffentlicht werden. Wird das denn alles gegessen? Und wenn ja, offenbart das nicht das sozialpolitische Versagen Wowereits Regierung? Wir haben bei der Berliner Tafel nachgefragt.

Auf Ihrer Homepage ist zu lesen, dass Klaus Wowereit gewettet hat, dass die Berliner 50 Tonnen Lebensmittel spenden. Wozu dient denn diese Wette?
Naja, es wird im Zuge des Bundestafeltreffens die Veranstaltung »Die große Tafel« geben. Die wird auf dem Alexanderplatz stattfinden. Dort wird die gesammelte Summe genannt und sozusagen ein bundesweiter Vergleich gezogen. Außerdem dient das Ganze auch Werbezwecken.
Sind 50 Tonnen Lebensmittelspenden eine Herausforderung für die Berliner Tafel? Wer soll das alles essen?
Also für uns ist das keine Herausforderung. Wir haben immerhin 45 Vergabestellen und 300 soziale Einrichtungen, die wir regelmäßig mit Nahrungsmitteln versorgen müssen. Glauben Sie mir, wir können gar nicht genug Essen verteilen. Davon wird nichts übrig bleiben.
Ist die angepeilte Summe von 50 Tonnen nicht utopisch?
Nein, das sind eigentlich ganz normale Summen. Gut, in letzter Zeit lief es hin und wieder nicht so günstig. Die Supermarktketten, die den Großteil der Spenden beisteuern, berechnen jetzt besser, welche Mengen sie für den Verkauf benötigen. Allerdings bieten Ketten wie Netto und Rewe genau für diesen Zweck Tüten mit Lebensmitteln für 1,90 Euro an.
Wäre eine Spende von beispielsweise zwei Tonnen Sauerkraut sinnvoll?
Na klar! Das wäre sogar super. Wir verteilen Sauerkohl palettenweise. Natürlich geben wir einer Einzelperson dann nicht zehn Liter Kraut, da kommen schon andere Produkte dazu. Aber abgesehen davon: Es gibt nichts, was nicht geht. Los werden wir es immer.
Ist diese Wette nicht ein Armutszeugnis für die deutsche Politik?
Da bin ich ganz Ihrer Meinung. Die Bevölkerung soll retten, was die Politiker nicht hinbekommen. Aber das müssen Sie nicht mir, sondern Wowereit sagen. Gelegenheit haben Sie dazu am Samstag auf dem Alexanderplatz.