Des Wodka’s Einfluss auf Apostrophen und andere Katastrophen

Heute habe ich das große Glück, meine treuen Leserinnen und Leser mit Informationen zum Trendthema »Vera 8« versorgen zu können, brandaktuell und kaum, dass die Schülertinte getrocknet ist. Beziehungsweise eine Woche nachdem sie ordentlich durchgetrocknet und inzwischen schon ein bisschen grau und wellig an den Rändern ist, aber was wollen Sie, das ist hier schließlich nicht das Internet. Für diejenigen unter Ihnen, die immer noch keine schulpflichtigen Kinder haben und auch sonst unter einem Stein leben: Vera 8 ist die alberne Abkürzung für Vergleichsarbeiten, die infolge der sogenannten Pisa-Katastrophe alle achten Klassen in Deutschland an den selben Tagen in den Fächern Deutsch, Englisch und Mathematik schreiben müssen. Damit anschließend die bayerischen Zeitungen zufrieden brummend diskutieren können, dass die bayerische Schule mit ihrer Disziplin und ihren Kruzifixen und ihrem immer noch dreigliedrigen Aufbau mit fett Werten obendrauf so verkehrt nicht sein kann, begleitet vom traurigen Klagen und elendigen Jammern der Berliner, Hamburger und Bremer Zeitungen, die mäkeln, wie ausgesprochen ungerecht das schon wieder alles sei, und die unbedingt den Unterschied zwischen einer Schule in Oberammergau und einer in Neukölln thematisieren wollen.
Den fleißigen und rührigen Menschen, die jedes Jahr viel Zeit und Energie in die Erstellung der Aufgaben investieren, wird von den Lehrkräften betroffener Klassen gerne ein eingeschränkter Intellekt oder auch übermäßiger Alkoholkonsum unterstellt. Eine gemeine Verleumdung, die ich nach Sichtung der in diesem Jahr im Fach Deutsch gestellten Aufgaben ganz entschieden unterstützen möchte – sehr viel Wodka könnte tatsächlich einiges erklären. Die erste und damit vorgeblich einfachste Aufgabe im Bereich »Orthographie« befasst sich mit – Trommelwirbel – der Setzung von Apostrophen. Mit Apostroph’s. Genau, das sind die kleinen Dinger, von denen Sie auch nie wissen, wo genau die hingehören und wo nicht. Die Dinger, die mein Mathekollege letztens mit diesen anderen kleinen Dingern, die die Franzosen manchmal über den Buchstaben e setzen, verwechselte. Die Dinger, die vielleicht von Schulen in Oberammergau behandelt werden, aber dann jedenfalls ohne Erfolg, weil die ehemaligen Bayernkinder, wenn sie dann Jahre später nach Berlin ziehen, um hier ein veganes Schuhgeschäft zu eröffnen, dieses ja immer noch zuverlässig »Tilda’s schaue’s Schuhstübchen« nennen. Ich halte es inzwischen übrigens für durchaus möglich, dass bei den englischen Höraufgaben Auszüge aus Ben Croshaws »Zero Punctuation« verwendet wurden, in denen er eben ohne Punkt und Komma redet, weil, wenn man die lieben Kleinen schon ficken will, sollte man’s richtig tun. Prost.