Der ungarische Politologe Zoltán Kiszelly redet gerne viel und wirr

Uferlos illiberal

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Wenngleich seine Aussagen recht gewöhnungsbedürftig, wenn nicht wirr sind, hat Zoltán Kiszelly doch immer eine Meinung, die er kundtun kann. Der ungarische Politologe des Instituts Századvég der rechten Regierungspartei Fidesz ist auch in deutschsprachigen Medien ein häufiger Interviewpartner.

Im Februar 2016 sagte er etwa dem Deutschlandfunk: »Die Übernahme von Flüchtlingen wird in Ungarn und östlich der Elbe in Mittelosteuropa nicht aus einem humanitären Gesichtspunkt gesehen wie in Deutschland, sondern man sieht eher die ökonomischen Aspekte, welche auch in Deutschland gelten. Wir sehen die Studien, die in Deutschland gemacht worden sind, und man nimmt an, dass Deutschland sich die, sagen wir, die Gehirnchirurgen oder die Kernphysiker herauspickt und die anderen, das heißt, die Leute, die sich nicht integrieren lassen, oder die Wirtschaftsflüchtlinge, auf die anderen europäischen Staaten verteilt. Man möchte nicht als Dummer dastehen, wenn die Guten von den Engländern, von den Deutschen, von den großen Industrienationen genommen werden und die weniger Guten, die sich nicht integrieren lassen, die Analphabeten, die Wirtschaftsmigranten auf die anderen Staaten verteilt werden.« Dumm dastehen wollte Kiszelly auch nicht, als er im November 2016 der österreichischen Presseagentur APA erklärte, weshalb die rechtsextreme Partei Jobbik nicht Viktor Orbáns Meinung ­teile, der Wahlsieg Donald Trumps sei eine »Rückkehr zur wahren Demokratie«. Jobbik versuche, sich in ihren innen- und außenpolitischen Positionen zu mäßigen, dem Mainstream anzupassen, so Kiszelly, und wolle eine Gegenposition zu Orbán einnehmen, der besorgt sei, »ob Jobbik mit diesem Verhalten ihre Stammwähler – das radikal und national gesinnte Wählerpotential – bedienen könne«.

Am 30. April meldete sich Kiszelly in einer Sendung des staatlichen ungarischen Fernsehens M1 zu Wort: »Nicht mit der Freiheit gibt es ein Problem, sondern wenn man die Menschenrechte schon der homosexuellen Minderheit, allen die Rechte … dann können auch die Tiere kommen. Oder die Pflanzen. Geben wir ­denen auch Rechte«, stammelte er wohldurchdacht. »Demzufolge, wenn dieser schon uferlose, fundamentalistische Liberalismus gestärkt wurde, dann sehen wir wahrlich, dass hier verschoben wurde und vielleicht auch über einen Punkt geschritten wurde, wo diese Forderungen das Verständnis oder die Zustimmung der Mehrheit finden. Also von hier hat es sich in die Richtung des westlichen Mainstreams verschoben.« Im Ungarischen klang das alles auch nicht besser.