Small Talk mit Eldar Fano von der israelischen »Akko Hummus Bar« in Leipzig, die von einer schottischen Band boykottiert wurde

»Nicht einmal die Hand geben«

In der »Akko Hummus Bar« in Leipzig gibt es seit September israelische Spezialitäten. Regelmäßig treten dort Bands auf. Auch die schottische Psychedelic-Rockband »The Cosmic Dead« war für ein Konzert in dem Lokal gebucht, weigerte sich jedoch, dort zu spielen. »Boycott Israel«, schreiben die Musiker auf Facebook. Der im israelischen Akko aufgewachsene Musiker Eldar Fano ist Geschäftsführer der Bar und hat mit der Jungle World gesprochen.
Small Talk Von

Das in Ihrer Bar geplante Konzert von »The Cosmic Dead« fand kürzlich nicht statt. Was ist vorgefallen?
Ich hatte die Veranstaltung gebucht und habe ein paar Stunden vor Konzertbeginn eine SMS von meinem Geschäftspartner bekommen, dass die Band super angepisst sei. Ich konnte mir überhaupt nicht er­klären, was passiert ist. Ich dachte, es stimme vielleicht etwas mit dem Equipment nicht. Die Musiker waren aber sauer, weil es hier israelisches Essen gibt und sie Israel nicht gut finden. Ich war überrascht und schockiert, weil sie doch überhaupt nichts über uns persönlich wussten.

Wie haben Sie auf die Aussagen der Band reagiert?
Ich konnte nicht glauben, dass diese Band so extrem ist, und bin gleich zur Bar gefahren, um das zu klären. Auf unserem Fenster steht normalerweise authentic Israeli food and crazy drinks. Mein Partner hatte das auf Drängen der Band weggewischt. Die Musiker wollten mir erklären, dass Hummus nichts Israelisches sei und wir das den Palästinensern geklaut hätten. Irgendwas mit cultural appropriation sagten sie zu mir. Wir dürften uns nicht mit diesem tollen Rezept schmücken. Ich habe meinem Partner dann gesagt, er soll die Beschriftung am Fenster wiederherstellen, und der Band mitgeteilt, dass das wohl nicht passt und sie bitte gehen soll. Mittlerweile haben wir noch ein großes Peace-Zeichen an die Tür gemalt, damit jeder weiß, dass wir Frieden wollen.

Wie hat die Band ihr Verhalten begründet?
Die Musiker sagten, sie seien propalästinensisch und wollten nirgendwo spielen, wo irgendetwas von Israel steht. Sie haben das mit der israelischen Militär­politik begründet, für die ich aber nichts kann. Ich lebe in Leipzig, habe hier eine Bar mit israelischer Küche ­eröffnet und werde nun für die israelische Politik verantwortlich gemacht. Ich bin übrigens weder pro- noch antiisraelisch. Die Band wusste aber auch vorher schon, dass unser Lokal »Akko Hummus Bar« heißt.

Auf Facebook hat die Band unterdessen geschrieben, dass politische Haltungen »ohne Dialog und Empathie wertlos« seien.
Als ich mich verabschieden wollte und der Band alles Gute wünschte, wollten mir zwei Mitglieder nicht einmal die Hand geben. Das alles passierte vor den Augen meiner kleinen Tochter. Die anderen waren aber selbst schwer getroffen von dem Verhalten ihrer Bandkollegen, sie sind also nicht alle so drauf und haben sich zum Teil entschuldigt. Die halbherzige Entschuldigung kann ich nicht wirklich ernst nehmen, da kritische Nachfragen von meinen israelischen Freunden auf Facebook einfach gelöscht wurden. Nun schreibt die Band, sie habe »ihre Kommunikationsfehler, die zu widerlichen Unterstellungen geführt haben, reflektiert«. Zuvor hatten die Musiker noch gepostet, dass sie sich »niemals mit einem Land verbünden wollen, das in Kriegsverbrechen gegen die Menschheit« verwickelt sei. Und: »Boykottiert Israel, befreit Palästina.« Es sei eine »unkomfortable Wahrheit, dass das Kaufen von bestimmten Produkten zur Unterstützung von militärischen Organisationen führt«. Was hat bitte meine Bar in Leipzig damit zu tun?

Ist Ihnen so etwas schon einmal passiert?
Es war einfach nur absurd. Seit über zwölf Jahren veranstalte ich Konzerte, aber so etwas habe ich noch nie erlebt.