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Die Seelen der Polizisten

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Greifswald, da denken die Leserinnen und Leser doch: Ostsee, Strand, Hansestadt, Universitätsstadt, wunderbar restaurierter Stadtkern mit aufregenden Geschäften; nicht zuletzt der berühmte Senfladen kommt einem in den Sinn – und er wird keineswegs ausgelassen in Volker ­Peschs kürzlich erschienenem Debüt­roman »Denn wer da hat, dem wird gegeben«. Auch Tom Schroeder assoziiert Greifswald mit überwiegend freundlichen Dingen. Schroeder, Mitte 40, war mal Pfarrer. In einer Gemeinde irgendwo im Mecklenburgischen. Seine Ehe ist gescheitert, am ewigen Ringen um innerkirch­liche Strukturreformen hat er gelinde Zweifel. Er greift also hoffnungsvoll zu, als ihm in Greifswald die Stelle des Polizeiseelsorgers angeboten wird. Leider scheint die Polizei sich um ihre Seelen, wenn überhaupt, dann selbst sorgen zu wollen, und zeigt dem armen Schroe­der die kalte Schulter.

Sowieso muss Schroe­der sich erst einmal eingewöhnen. Zunächst muss er herausfinden, was in Greifswald so an schrecklichen Ver­brechen anfällt. Dabei stellt er fest, dass es wunderbare Gelegenheiten für Korruption jeder Art gibt. Schließlich hat Greifswald noch unberührte Naturgebiete am Ostseestrand zu bieten – die muss man doch zerstören können! Mit dem Bau einer Ölraffinerie etwa oder einem dieser riesigen Wellnessparadiese samt exklusiver Flaniermeile für die Superreichen.

Ansonsten wird gemordet, was das Zeug hält. Dass die eben gefundene Frauenleiche das Opfer eines Serienmörders ist und rein gar nichts mit den geplanten Umweltskandalen zu tun hat, wie der ermittelnde Kommissar behauptet, glaubt Schroeder nicht. Selbstverständlich hat er recht, aber die Honoratioren der Hansestadt haben so viel Dreck am Stecken, dass ihnen der fiktive Serienmörder als Sündenbock wie gerufen kommt. In Volker Peschs Krimi riecht man die Ostsee geradezu und hört sie Wellen schlagen.  

Volker Pesch: Denn wer da hat, dem wird gegeben.
CMZ-Verlag, Rheinbach 2017, 272 Seiten, 12,95 Euro