Der Poptheoretiker Martin Büsser über die Wechselwirkungen zwischen Punk und Kunst

»Es war kein britisches Klassen-Punk-Zeug«

Der 2010 verstorbene Martin Büsser wäre in diesem Februar 50 Jahre alt geworden. Beim Ventil-Verlag erscheint jetzt die zweite Sammlung von Büssers Texten zur Musik unter dem Titel »Für immer in Pop Texte, Artikel und Rezensionen aus zwei Jahrzehnten«.
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Martin Büsser war ein Tausendsassa. Er war Journalist, Theoretiker, Verleger und Sänger der Band Pechsaftha. Auch thematisch war er nicht eindimensional: Musikalisch interessierte Büsser sich für Punk ebenso wie für Post-Punk, Hardcore, Jazz und Lo-fi; darüber hinaus schrieb er über bildende Kunst. Büssers Interesse galt dabei vorrangig der Frage nach dem Verhältnis zwischen sogenannter Hoch- und Massenkultur. Diese Einteilung, in der Musik in ernste Musik und Unterhaltungsmusik zerfällt, war ihm ein Dorn im Auge.

Büsser plädierte für eine Auflösung dieser Kategorien, um den avantgardistischen Traditionen, die im Underground und im Pop fortgeschrieben wurden, gerecht werden zu können. Um diese Traditionen geht es auch in seinem Text »Es war kein britisches Klassen-Punk-Zeug«, der 2003 erschien. In ihm spürt Büsser den Verbindungen zwischen Kunst und Musik nach, wie im amerikanischen Punk zum Beispiel anhand der Band Destroy All Monsters (deren Mitglied unter anderem der Künstler Mike Kelley war), die ihre Musik als »anti-rock« bezeichneten und deren Arbeit bestimmt war von einer Kritik an Mythen der US-amerikanischen Gesellschaft und der Rockmusik.

Nach dem Sammelband »Music is my Boyfriend« erscheint jetzt eine zweite Sammlung von Texten Büssers zur Musik unter dem Titel »Für immer in Pop«. Der 2010 verstorbene Martin Büsser wäre in diesem Februar 50 Jahre alt geworden.

 

Der Abdruck aus: Martin Büsser: Für ­immer in Pop. Texte, Artikel und Rezensionen aus zwei Jahrzehnten (Ventil-Verlag, Mainz 2018, 240 Seiten, 15 Euro) erscheint mit freundlicher Genehmigung des Verlags nur in der Print- und in der PDF-Ausgabe 07/18.