Homestory

Homestory #11


Für Meteorologen ist schon seit dem 1. März Frühling. Für Astronomen beginnt er am 20. März. Für die Kolleginnen und Kollegen ihrer Lieblingszeitung ist der Anfang des Frühlings noch nicht ganz ausgemacht. Denn auch ein angetäuschter Frühlingsbeginn ist nicht auszuschließen. Der Kollege aus dem Lektorat wurde in seiner Übergangsjacke am Wochenende bereits kalt erwischt. Der Wintermantel ist tagsüber zwar zu warm, aber die Sommerjacke abends noch deutlich zu dünn. Wer zu früh zu viel auszieht, muss also frieren. Und wer will das schon?

Die Kollegin im Thema-Ressort findet das Prinzip Übergang für Berlin ohnehin überschätzt, da in ostdeutschen Gefilden eine Winterjacke nie das falsche Kleidungsstück ist. »Was anderes braucht man doch hier nicht«, schnaubt sie verächtlich. Wer clever ist, packt sich lieber in viele Schichten Kleidung und zieht einige davon im Laufe des Tages aus. Die einen nennen das Zwiebellook, die anderen Layering. Der Kollege aus dem Lektorat hat diesen Look sogar noch perfektioniert. Mit 20 bis 30 Jacken im Kleiderschrank ist er auf jede Witterung und jede Temperatur bestens vorbereitet. Um den Frühling und den Sommer später im Jahr noch etwas zu verlängern, hilft aber auch der ausgebuffteste Modetrick nicht. Um ein paar mehr Sonnenstrahlen abzugreifen, hilft nur eins: Verlassen sie Deutschland.

Eine Prämisse, nach der die Jungle World nun schon seit über zehn Jahren ihre Auslandsreisen an das Ende des Sommers legt. Unser diesjähriges Reiseziel lockt mit versprochenen 26 Grad Durchschnittstemperatur im September. Das und die Aussicht auf günstigen Schnaps, ausschweifende Partys, verrückte Anarchisten, wilde Wölfe und palmengesäumte Strände haben uns dazu bewogen, in diesem Jahr wieder nicht nach Wales zu fahren. Um uns auf unser Reiseland ebenso gut vorzubereiten, wie auf den kommenden Frühling, haben wir uns in des vergangenen Wochen übrigens auch schon mit ein paar Expertinnen und Experten unterhalten.

Es macht uns schon ein bisschen stutzig, dass ausnahmslos alle von diesem kleinen Land schwärmen, in das wir zu reisen planen. Wir sind nun jedenfalls angespornt, das sprichwörtliche Haar in der Suppe zu finden. Ach ja, das Essen soll übrigens auch bombastisch gut sein. Die Vielzahl an Themen für die Auslandsausgabe liegt also praktisch schon vor uns. Sie müssen nun nur noch zwiebelmäßig entblößt und in kleine Häppchen verpackt werden.