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Homestory #14

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Preppers, sind das nicht die Leute in Tarnfleck mit riesigen Grundstücken in Brandenburg und einer Vorliebe für serbische Bohnensuppe, die sie vorzugsweise palettenweise einlagern, falls nachmittags der kleine Hunger kommt? Ja, auch, aber das Preppertum ist viel­fältig und in weiten Teilen friedlich, insbesondere bei den Meal Preps oder Meal Preppers, die sich auch in der Redaktion der Jungle World tummeln. Für Nichtfoodies: Meal Prep bedeutet, dass man gesunde Mahlzeiten zu Hause vorkocht, liebevoll einpackt und dann zur Arbeit mitnimmt, um Zeit und Geld zu sparen und sich den Weg in die Markthalle am Marheinekeplatz mit anschließendem langen Anstehen am Imbiss zu schenken. Anstelle gesunder Mahlzeiten kann man übrigens auch ungesunde Sachen vorbereiten, in die Lunchbox werfen und in der Mittagspause auspacken, was allerdings nicht die hohe Schule des Foodietums ist, sondern verdächtig an das veraltete Konzept von Butterbrot mit Salami und für hinterher ein Mars erinnert. Um sich auch optisch von der old school-Stulle abzugrenzen, verzichte man bitte unbedingt auf Tupperdosen, sondern transportiere seinen Gurken-Kichererbsen-­Salat stilvoll in einem Einmachglas mit Bügelverschluss.

Das mit der unansehnlichen Tupperware funktioniert in der Redaktion ihrer Lieblingszeitung noch nicht so ganz: Auf einem ganzen Regalboden in der Küche lagern einzig und allein leere Frischhaltedosen, ein trauriges Bild, wie ein Plastikfriedhof. Auch die regelmäßigen Subbotniks, die Aufräumaktionen der Redaktion, können dem Plastikberg nichts anhaben. Ist nämlich das herrenlose Geschirr entsorgt, füllt sich das Regal sogleich mit neuer Tupperware. Mit ihr ist es wie mit Regenschirmen, immer vergisst man, sie wieder mitzunehmen, und welche Box die eigene ist, weiß man in der Regel auch nicht mehr.

Wenn also die Tupperboxen, die doch Müll eigentlich verhindern sollen, effektiv gar nicht zu dessen Verminderung führen – wieso nicht gleich Essen bestellen? Jan Stich zufolge, der diese Woche im »Dschungel« über die neuen Lieferdienste und ihren Effekt auf die Gastronomie schreibt, sind umweltfreundliche Verpackungen von diesen zwar schon geplant, aber beileibe noch nicht in Gebrauch. Und dass die Arbeitsbedingungen der Lieferanten nicht die besten sind, ist auch allgemein bekannt. Was tun? Erst das Fressen, dann die Moral? Die nichtkochenden, also als Prepper ungeeigneten Kollegen gehen mittags jedenfalls ganz gemütlich zusammen essen. Vielleicht ist das tatsächlich die angenehmste Möglichkeit, ein kurzer Spaziergang und ein Plausch inklusive. Dass sich die Sonne jetzt wieder zeigt, passt dazu perfekt: Der wohlschmeckende Frühling kann kommen!