Die Spieler im US-amerikanischen College-Basketball bleiben arm

Armut, Korruption und Basketball

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Die Korruptions- und Betrugsvorwürfe beziehen sich nun gerade auf die Folgen dieser Regel. Denn nach wie vor versuchen Colleges, Spieler durch Bestechung in ihr Programm zu locken – selbst Assistenztrainer verdienen schließlich jährlich Millionen. Und tun entsprechend viel, um die Besten des Jahrgangs zu verpflichten und so die eigene lukrative Stellung zu sichern.

James Gatto spielte der Staatsanwaltschaft des Southern District of New York zufolge zusammen mit weiteren Personen, die mit Adidas in Verbindung stehen, »eine zentrale Rolle« bei der Bestechung von Spielerfamilien und College-Trainern. Mit in der Mitteilung nicht bezifferten Summen wurden die jungen Talente an von dem Sportartikelhersteller gesponserte Colleges wie Kansas, Louisville und Miami gelockt – auch mit dem Ziel, dass sie später Werbeverträge mit dem Unternehmen schließen.

Im Jahr 2006 hatte die NBA diese Situation noch einmal verschärft, indem sie das Mindestalter für den draft, also die Verpflichtung von Spielern, von 18 auf 19 Jahre erhöhte. Während zuvor die talentiertesten Spieler direkt nach der High School in die NBA gingen, müssen sie nun zumindest ein Jahr im College spielen. Das führt dazu, dass auch viele andere College-Spieler versucht sind, sich gleich mit 19 für den draft zu melden, nach nur einem Jahr Ausbildung. Werden sie nicht verpflichtet, ist ihre Spielberechtigung fürs College trotzdem futsch – und damit auch das Stipendium. Und so besteht dann für viele nicht einmal mehr die Chance, ihre Ausbildung zu beenden, weil sie sich die Studiengebühren aus eigener Tasche nicht leisten können. Die Geldnot unter den Sportlern ist schließlich groß, die meisten können an Feiertagen nicht nach Hause fahren – und bekommen, da die Mensen dann geschlossen sind, keine Gratismahlzeiten.

Die Empfehlungen der Kommission, die nun vorgestellt wurden, bleiben jedoch weit hinter den Erwartungen zurück. Sie beinhalten led­iglich, dass künftig limitierte Kontakte zwischen Spieleragenten und Athleten erlaubt sein sollen. Außerdem sollen Spieler, die sich zum draft gemeldet hatten, aber dabei keinen Verein fanden, das Recht haben, zum Collegesport zurückzukehren. Teams und Trainer, die gegen Regeln verstoßen, sollen außerdem härter bestraft werden: Teams können demnach bis zu fünf Jahre von den Playoffs ausgeschlossen und Trainer ­lebenslang gesperrt werden.

Die NCAA-Offiziellen sind begeistert und wollen die Empfehlungen bis zum Saisonbeginn am 9. November umsetzen. »Die Korruption, die wir festgestellt haben, hat ihre Wurzeln im Jugendbasketball«, sagte Condoleezza Rice. Drei Unternehmen, Adidas, Nike und Under Armour, veranstalten Summer Basketball Events. Dort können sich High-School-Spieler, deren Teams vom Organisator ausgestattet werden, Trainern von College-Teams vorstellen, die den gleichen Ausrüster haben. So sollen die Kontakte geknüpft werden, die Studenten und Trainer bei der Vergabe von Stipendien nutzen, um Spieler an den jeweiligen Ausrüster zu binden. Vergleichbare Empfehlungs- und Kontakt-Events sollen künftig nur noch von der NCAA selbst veranstaltet werden.

Einen »Eiertanz« nennt dagegen der Journalist Marc Tracy den Report – denn die Korruption resultiere daraus, dass die Spieler gewaltige Geldsummen generieren, von denen Teams, Agenten, Fernsehstationen, Trainer und Ausrüster profitieren, während sie selber nichts bekommen. Das erkenne der Bericht zwar an, konkrete Vorschläge, wie dies geändert werden könne, enthalte er allerdings nicht. Auf die Frage, ob die einzigen reinen Amateure im Millionengeschäft College-Basketball nicht vielleicht künftig doch finanziell von ihrem Sport profitieren sollten, antwortete Rice: »Ich selber finde, dass da durchaus etwas Spielraum ist.«

Im Bericht der Kommission findet sich aber nichts dazu. Vielleicht ­ändert jedoch ein Gerichtsurteil den erzwungenen Amateurstatus: Im als »Kessler Case« bekannten Fall klagten mehrere ehemalige College-Basketballspieler mit Hilfe des Anwalts Jeffrey Kessler gegen die NCAA-Regel, wonach den Athleten nur absolut Notwendiges wie Unterbringung, Lehrmittel und Mensaessen bezahlt werden darf. Im Februar 2017 er­zielten sie einen Teilerfolg, die NCAA schüttete nachträglich 208 Millionen Dollar an von 2009 bis 2016 aktive Spieler aus, da sie im Gegensatz zu anderen Stipendiaten unter anderem kein Fahr- und Taschengeld erhalten hatten.