Der Anwalt Jesus Falcis setzt sich in den Philippinen für die Legalisierung der gleichgeschlechtlichen Ehe ein

Die Liebe Jesu

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Eltern wecken große Erwartungen, wenn sie ihrem Kind den Vornamen Jesus geben. Jesus Falcis scheint solch hohen Ansprüchen gerecht geworden zu sein. Der 31jährige Philippiner ist ein erfolgreicher Anwalt. Als einer der jüngsten Menschen, die dies in den ­Philippinen je taten, reichte er 2015 eine Petition beim dortigen Verfassungsgericht ein. Am Dienstag vergangener Woche hatte er seine erste Anhörung. Falcis lebt offen homosexuell und fordert die Möglichkeit der Eheschließung in dem katholisch geprägten Land auch für gleichgeschlechtliche Paare. Unterstützung erhielt der Anwalt von unerwarteter Seite: Der philippinische Präsident Rodrigo Duterte, der Bekanntheit erlangte wegen seines blutigen Vorgehens gegen Drogenabhängige und Dealer, sprach sich öffentlich für das Anliegen aus. Dabei schreibt Falcis, der als Menschenrechtsanwalt arbeitet, auf seinem Twitterprofil, er sei ein »Anti-Duterte-Anwalt«. Dutertes Zuspruch dürfte eher der Tatsache geschuldet gewesen sein, dass er und Falcis einen gemeinsamen Gegner haben, denn die vehementeste Kritikerin der Petition ist die katholische Kirche. Für ­Duterte stellt sie die größte Konkurrenz im Kampf um die ideologische Führung des Landes dar. Über 80 Prozent der Bevölkerung gehören ihr an, neben dem Vatikan sind die Philippinen das einzige Land der Welt, in dem es kein allgemeines Recht auf Scheidung gibt. Nur die muslimische Minderheit darf sich scheiden ­lassen.

Falcis brachte seine Petition direkt nach seiner Approbation ein. Dass Partnerschaft im Familiengesetz festgelegt ist als eine zwischen Mann und Frau, hält er für verfassungswidrig, denn die Verfassung garantiert die Gleichheit aller und spezifiziert nicht das Geschlecht der Ehepartner. Zwar hat Falcis selbst bisher nicht öffentlich angekündigt, heiraten zu wollen, es haben aber immer wieder gleichgeschlechtliche Paare, die dies vorhatten, Petitionen eingebracht, um seine zu unterstützen. »Ich mache die Arbeit, die ich mache, weil ich diskriminiert und unterdrückt wurde – und weil ich nicht will, dass andere durchmachen müssen, was mir passiert ist«, sagte Falcis.