Zwischen Rekordtemperaturen, Wassermangel und Agrarsubventionen gibt es einen Zusammenhang

Deutschland trockengelegt

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Für internationale Solidarität ist in dem Statement eines nationalen Lobbyverbands wie dem DBV logischerweise kein Platz. Dass man in Deutschland stets nur harmlose Dürren erlebt, verglichen mit denen, die großen Teilen Afrikas drohen, und dass selbst im nahen Litauen und Lettland der nationale Notstand wegen der Dürre aus­gerufen wurde, wird vom DBV nicht erwähnt. Es geht ihm nicht um globale Prozesse oder um einzelne, tatsächlich unschuldig in Not geratene Landwirte. Nothilfen verdienten eher die Schafhaltung sowie jene Bäuerinnen und Bauern, die teils gegen die paradoxen Marktgesetze Feuchtgebiete bewahrten und pflegten und die nun dennoch durch die Dürre in Not ­geraten sind. Eine großan­gelegte Umwidmung von Flächen in extensiv beweidete Feuchtgebiete würde zwar kurzfristig zu einer Schrumpfung der Erträge führen, diese jedoch langfristig auf eine sicherere Grundlage stellen. Die alternative »Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft« forderte daher Ende Juli in einer Stellungnahme tiefgreifende Strukturreformen statt pauschaler Spontanhilfen.

Ähnlich kritikabel ist die Forderung von Georg Schirmbeck, Präsident des deutschen Forstwirtschaftsrates: Für fehlgeschlagene Baumpflanzungen sollen nach Schirmbecks Wunsch Waldbesitzer entschädigt werden. Deutscher Wald wurde noch vor kurzem mit Renditeversprechungen von acht Prozent verkauft, dank der Beliebtheit von mit Holzpellets betriebenen Heizungen und Öfen und wegen des hohen Papierverbrauchs hierzulande. Wer Rendite verspricht, trägt Risiko, das eben steigt, wenn man trotz aller ­ökologischen Bedenken auf Kiefern, Fichten und die in normalen Jahren sehr profitablen Weihnachtsbäume setzt. Verantwortungsvolle Forstwirtschaft plant mehr als fünfzig Jahre im Voraus und hat längst auf Mischwald umgestellt.

Die Bundesregierung trägt eine politische Mitverantwortung. Sie hat die Intensivierung der Bewirtschaftung etwa durch die Förderung von Agrodiesel vorangetrieben, von der die Landwirtschaft profitierte. Raps- und Maismonokulturen in Deutschland produzieren mittlerweile »nachhaltigen« Diesel für einen unangetastet bleibenden Individualverkehr. Die wirtschaftliche Führungsmacht Deutschland hat sich insgesamt als inkompetent erwiesen, auf die seit einer Generation wissenschaftlich dokumentierte globale Erwärmung angemessen zu reagieren. Dieser Befund sollte sogenannten Entwicklungsländern als Warnung gegen die als Entwicklungshilfe firmierenden Adaption der industriellen Landwirtschaft dienen.

Dass es nicht nur am Kapitalismus liegt, beweist unter anderem Israel. Dort hat man unter dem Druck, eine eigenständige Grundversorgung zu sichern, früh die Notwendigkeit von techno­logischen und ökologischen Lösungen erkannt und so, etwa mit der Tröpfchenbewässerung, Fortschritte erzielt, an denen sich der Rest der Welt orientieren könnte, wenn er wollte.