Porträt - Andrej Šiško bereitet in Slowenien eine rechtsextreme Bürgerwehr vor

Steirischer Knall

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Es nieselt, doch die rund 60 Männer stehen weiter stramm. Sie haben sich auf einer Wiese vor einem Waldstück formiert, in Camouflagehosen, dunklen T-Shirts mit Gruppenlogo und Tarnkappen, mit Äxten und Sturmgewehren bewaffnet, und schwören dem »Land Štajerska« Treue bis zum Tod. Das Video der rechtsextremen Bürgerwehr »Štajerska varda« (Steirische Wacht) soll Zeitungsberichten zufolge am 1. September in einem Wald bei Janhova in Slowenien nahe der österreichischen Grenze aufgenommen worden sein. Deutlicher kann man sein Anliegen kaum ausdrücken, doch für eine Anklage reichte das martialische Auftreten offenbar nicht aus.

Anführer der »Štajerska varda«, der ihm zufolge Hunderte Menschen angehören, ist der 49jährige Andrej Šiško. Nach der Veröffentlichung des Videos gab er in ­Interviews an, Ziel sei die Unabhängigkeit der nordslowenischen Region Štajerska (Steiermark). Man wolle die Grenzen des im Juni selbst proklamierten »Landes Štajerska« schützen. Die Aussagen und das Video sorgten in Slowenien für große Empörung. Am Donnerstag vergangener Woche wurden Šiško und eine weitere Person festgenommen, ihnen wurden Aufhetzung zur gewaltsamen Änderung der verfassungsmäßigen Ordnung und Gefährdung der Staatssicherheit vorgeworfen. Am Sonntag entschied der zuständige Untersuchungsrichter in Maribor allerdings, die beiden aus Mangel an Beweisen freizulassen. Vielleicht lag es auch an guten Kontakten zur Polizei, mit denen Šiško bei seiner Festnahme angegeben hatte.

Für die slowenische Justiz ist er kein Unbekannter. 1992 soll er zusammen mit Matjaž Jerič und Zmago Jelinčič, dem derzeitigen Vorsitzenden der rechtsextremen Slowenischen Nationalen Partei (SNS), versucht haben, seinen Geschäftspartner Milan Klement zu ermorden. 2006 wurden Jerič und Šiško deswegen zu Haftstrafen verurteilt. Šiško musste 22 von 24 Monaten absitzen. Bereits in den achtziger Jahren war er Anführer einer paramilitärischen Gruppe, damals mit antikommunistischer Ausrichtung. Mittlerweile wendet sich sein Hass in erster Linie gegen Migranten und Flüchtlinge.