Kritische Astrologie - Die Suche nach der nächsten Merkel

M – eine Partei sucht eine Kanzlerin

Kolumne Von

Undank ist der Herrschaft Lohn: Nachdem Angela Merkel die SPD zerstört, die letzten Kohl-Getreuen zerschmettert und den Grundstein für eine tausendjährige Herrschaft der CDU gelegt hat, will diese rein gar nichts mehr von ihr wissen! Zwar sind die Wahlergebnisse nach wie vor einigermaßen erfreulich, sie könnten aber, malen sich manche CDU-Männer derzeit aus, noch einen ganzen Zacken besser sein – vorausgesetzt, man tut den Alternativnazis den Gefallen und beerdigt deren Hassfigur Merkel. Schon vor knapp zwei Monaten hatte ein Herr Senft­leben aus Brandenburg angekündigt, die Nachfolgefrage sehr entschlossen mitgestalten zu wollen, widersprochen hat ihm hörbar niemand.

Die Kanzlerin selbst sieht diese Debatte mit der ihr eigenen Ironie: Dem Hessischen Rundfunk teilte sie mit, sie wolle sich in die Nachfol­gediskussion nicht einmischen und auch keine Nachfolgerin empfehlen. Wer nicht das weit offene Messer blitzen sieht, der ist wahrscheinlich schon hineingerannt, und wer jetzt »hier« schreit, wird nicht lang hier bleiben. Allen ist klar: Hier hat man als CDU-Charge eine prachtvolle Gelegenheit, sich komplett ins Abseits zu schießen, bevor Merkel einfach diejenige Person als Nachfolgerin akklamiert, die das parteiinterne Ringen überlebt.

Aber wie geht es nun wirklich weiter? Mit der unterm Sternzeichen Krebs geborenen CDU gab es Wandel,  allerdings vollzog sich der immer nur sehr langsam. Dass etwa ein Jens Spahn mit einem frechen Artikel in der FAZ oder einem kritischen Power-Tweet Frau Merkel aus dem Amt fegen wird, ist derzeit nicht zu erwarten. Auch die Katholiban Annegret Kramp-Karrenbauer kann man sich schwerlich als Anführerin eines entfesselt-inquisitorischen Mobs vorstellen. Zu erwarten ist vielmehr, dass nach einem zaghaften und unentschlossenen Schaulaufen gänzlich unqualifizierter Kandidaten Merkels Nachfolgerin schließlich Merkel selbst sein wird und, nach einer langen und zähen Führungskrise, die Altkanzlerin im Jahr 2024 wieder vom Dachboden geholt wird. Einfach aus Mangel an Phantasie. Und weil es klare Feindbilder braucht.