Der Weg eines Baseball-Spielers von Kuba in die USA und zurück

Der Pitcher als Schmuggelware

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Viele MLB-Baseballstars sind aus Kuba in die USA gekommen. Allein seit 2009 haben mindestens 25 aus Kuba geflüchtete Spieler Verträge im Gesamtwert von mehreren Hundert Millionen US-Dollar in den ­Vereinigten Staaten unterschrieben. Hernández Navarro ist zwar legal in die Dominikanische Republik ausgereist. Weil er nicht über die dominikanische Staatsbürgerschaft verfügt, konnte aber auch er nur auf illegalem Weg in der MLB unter Vertrag genommen werden.

Einer kubanischen Lokalzeitung erzählte Hernández Navarro, dass er zuvor für ein Jahr und drei Monate in der dominikanischen Stadt Bonao trainiert habe. »Dort haben mich die Scouts gesehen, haben meine ­Entwicklung verfolgt, Trainingserfolge unter anderem anhand von ­Geschwindigkeitsmessungen dokumentiert, Videos von mir aufgenommen und mich interviewt.« Hernández Navarro gilt als junges Talent, das mit hoher Geschwindigkeit wirft und eine gute Ballkontrolle hat – eine sehr gefragte Kombination bei Pitchern. »Sie haben meine physischen Voraussetzungen und Resultate gesehen und mir einen Vertrag bei den Cleveland Indians angeboten. Der Vertrag war über 320 000 US-Dollar dotiert – mit der Perspektive, so bald wie möglich in der Major League Baseball zu spielen.«

Die US-Blockadebestimmungen zwingen aus Kuba stammende Profis, jegliche Verbindung nach Kuba ­abzubrechen – eine Regelung, die einzig für kubanische Sportler gilt. Hernández Navarro hätte seinen auf Kuba lebenden Verwandten und Freunden den Rücken kehren müssen, um in der MLB Millionen­summen verdienen zu können. Das junge Talent entschied sich gegen den Wechsel nach Cleveland. »Es ist kein Geheimnis, dass der US-ameri­kanische Baseball der am besten bezahlte der Welt ist, und mit meinen physischen Voraussetzungen hätte ich gute Chancen auf einen gut­dotierten Vertrag, aber für mich zählt vor allem meine Familie, mein ­Zuhause. Deshalb habe ich entschieden, in mein Heimatland zurück­zukehren und mich nicht noch weiter von ihm zu entfernen«, sagte Hernández Navarro kubanischen Medien. »Es ist nicht einfach, abends in dein Zimmer zu kommen und niemanden zu haben, mit dem du über deine Erfolge und Niederlagen sprechen kannst, und nur über E-Mail oder was auch immer kommunizieren zu können.«

Erst vor zwei Monaten hat Herández Navarros Frau eine Kind zur Welt gebracht. Auch deshalb ist er zurück nach Kuba gegangen. Er habe nicht gewollt, so Hernández Navarro weiter, dass sein Kind ohne Vater aufwächst. »Als ich mich mit dem ganzen Geld in der Hand gesehen habe, habe ich mir gesagt: Ich hatte nie etwas und jetzt habe ich das ­alles in einem einzigen Moment. Aber mir ist klar geworden, dass das Geld nichts lösen würde.« Der Pitcher wohnt in Batey Colorado, einer Kleinstadt im Zentrum der Insel. Die Cleveland Indians erlaubten Hernández Navarro, die Vertragssumme von 320 000 US-Dollar, die der Club bereits an den Werfer ausgezahlt hatte, zu behalten, und baten ihn, seinen Arm zu schonen. Er habe eine große Zukunft als Werfer vor sich.

Hernández Navarro hofft, dass das Team seiner Provinz Sancti Spíritus ihm die Chance gibt, an der kubanischen Meisterschaft teilzunehmen. Zuletzt hatten lokale Sportfunktionäre sich damit einverstanden erklärt, dass Hernández Navarro wieder am Training seiner ehemaligen Mannschaft teilnimmt.