Das Jüdische Museum Berlin hat den iranischen Kulturrat Seyed Ali Moujani empfangen

Antizionistische Brücken bauen

Nach einem Besuch des iranischen Kulturrats Seyed Ali Moujani wird das Jüdische Museum in Berlin heftig kritisiert.

Es war ein Besuch mit Folgen: Einer ­offiziellen Mitteilung der Kulturabteilung der iranischen Botschaft zufolge empfing der Direktor des Jüdischen Museums Berlin, Peter Schäfer, am 8. März den Kulturrat der Islamischen Republik Iran, Seyed Ali Moujani. Schäfer führte den Diplomaten durch die Ausstellung und posierte mit ihm für ein repräsentatives Foto.

Das Bild erschien mit einer langen Erläuterung und einem groben Gesprächsprotokoll auf der offiziellen Website der Kulturabteilung der iranischen Botschaft. Moujani referierte demnach bei seinem Besuch über die fein säuberliche Unterscheidung zwischen Judentum und Zionismus, indem er »die jüdische Religion«, aber nur »befreit von politischen Motiven und Etikettierungen«, als eine der »verehrten Offenbarungsreligionen« bezeichnete. Zudem sprach er sich gegen eine Gleichsetzung der »völlig konträren Begriffe Antisemitismus und Antizionismus« aus.

Auch Schäfer äußerte sich der Darstellung der iranischen Kulturabteilung zufolge. »Obwohl wir den Namen ›Museum für jüdische Geschichte‹ tragen, möchten wir nicht unter dem politischen Einfluss irgendeines Staates stehen«, wurde der Museumsdirektor auf der Website zitiert. Darüber ­hinaus hätten die beiden Gesprächspartner darin übereingestimmt, dass die »Gleichsetzung von Antisemitismus mit dem Antizionismus« ein Problem darstelle. Man müsse »die Grenze zwischen dem Zionismus und dem Judentum« genauso bewahren wie »die Grenze zwischen dem IS und dem Islam«. Zum Abschluss drückte Schäfer der iranischen Seite zufolge noch seine Hoffnung auf eine baldige Zusammenarbeit mit der iranischen Kulturabteilung zum Aufbau einer »interreligiösen Beziehungsbrücke« aus.

Wenige Tage nach der Veröffentlichung des Gesprächsprotokolls bat die Leitung des Jüdischen Museums die iranische Kulturabteilung darum, die Aussagen Schäfers und das Foto zu ­löschen. Anlass dafür waren kritische Kommentare in sozialen Netzwerken und erste Nachfragen von Journalisten. So hatte die Kampagne Stop the Bomb gegen den Empfang des Repräsentanten eines Regimes protestiert, »das ­Juden in Deutschland und der ganzen Welt mit Terror bedroht und den jüdischen Staat Israel vernichten will«. Der Jungle World sagte eine Sprecherin der Organisation, dass dem »antisemitischen iranischen Regime ein Propagandacoup« gelungen sei – dank der bereitwilligen Mithilfe des Museumsdirektors Schäfer. Es habe seine »mörde­rische antisemitische Politik mit der Lüge« verbinden können, es »richte sich ›nur‹ gegen Zionisten, nicht gegen alle Juden«.

Der Journalist Alan Posener berichtete auf dem Blog starke-meinungen.de, dass die Pressesprecherin des Jüdischen Museums, Katharina Schmidt-Narischkin, auf Nachfrage die von der iranischen Kulturabteilung angeführten Aussagen Schäfers als »teilweise aus dem Zusammenhang gerissen, teilweise unverstanden« bezeichnet habe. So sprach der Kulturrat der Pressesprecherin zufolge nur Persisch, seine Aus­führungen wurden von einem Dolmetscher übersetzt, der sich Notizen machte. Weder das Gespräch noch das Foto seien für eine Veröffentlichung vorgesehen gewesen. »Keine der Ausführungen im Gespräch gibt wieder, was wörtlich gesagt wurde – was auch leicht an dem teilweise unverständlichen Deutsch zu erkennen ist«, schrieb Schmidt-Narischkin an Posener.

Für die Kampagne Stop the Bomb ist die »Reaktion des Jüdischen Museums auf die Vorwürfe vollkommen ungenügend«. Die Löschung des Protokolls im Internet werfe nur noch weitere Fragen auf. Elio Adler vom Verein »Werteinitiative – jüdisch-deutsche Positionen« sieht das ähnlich. Seine Initiative forderte die für das Jüdische Museum zuständige Staatsministerin Monika Grütters (CDU) auf, den Sachverhalt umgehend zu klären. Stop the Bomb verlangt von Grütters personelle und konzeptionelle Konsequenzen. Dass es auch anders geht, hatte das Jüdische Museum im Februar bewiesen: Die Museumsleitung hatte dem iranischen Fernsehsender Irib eine Drehgenehmigung in den Räumlichkeiten verweigert. Begründet wurde diese Maßnahme mit der »dezidiert antizionistischen Grundhaltung« des Senders.