Homestory #15

Einen nicht zu unterschätzenden Teil ihres widerständigen, subversiven und hedonistischen Kosmopolitismus bezieht die Jungle World daraus, dass sie bereits kanakisiert war, als andere Zeitungen noch davon träumten – auch wenn manche glauben oder glauben wollen, hier gehe es sehr deutsch zu, weil wir beim Kritisieren schon einmal etwas härter austeilen.

Das alles ist bereits lange her, halb verschüttet im institutionellen Gedächtnis der Zeitung. Die Erinnerung an die Beiträge der Ehemaligen aus der Redaktion lebt aber irgendwie fort – und dieser gar nicht so kleinen Gruppe schließt sich nun eine weiteres Mitglied des Jungle-Kollektivs an. Dieses Mal verlässt das Blatt die Redakteurin mit jenem besonderen Gespür für die deutsche Sprache, das erfahrungsgemäß nur ausgesprochen sprachbegabte Nichtmuttersprachlerinnen und Nichtmuttersprachler entwickeln, die sie sich in der Diaspora von Angehörigen derselben zwecks Aneignung der Landessprache zunächst fernhalten. Uns verbleiben nun liebgewonnene Wortneubildungen wie der »Hörwurm«, was den Verlust nicht annähernd kompensieren kann.

15 Jahre hat die Kollegin die Jungle World geprägt – als Redakteurin für Ausland, die Thema-Seiten und mit einer Art Mischkompetenz für das Thema- und Online-Ressort, zuständig auch für die redaktionelle Betreuung der Debatten auf der Disko-Seite. Von ihrer Außenperspektive profitierten die Kartoffeln ebenso wie die unter Kartoffeln Aufgewachsenen in der Redaktion enorm. Wir hoffen, die Kolleginnen und Kollegen an ihrer neuen Arbeitsstelle – natürlich auch irgendwas mit Medien – wissen sie gebührend zu schätzen. Der Jungle World wird sie sehr fehlen.

Nun geht also eine Altgediente und ein Neuer kommt. Trotz aller Bemühungen haben wir offenbar noch Freundinnen und Freunde. Am Geld kann es jedenfalls nicht liegen, dass die Auswahl sehr schwer fiel, weil viele vielversprechende Interessentinnen und Interessenten am großen Redaktionstisch saßen. Nun freut sich die gesamte Jungle-Redaktion, einen neuen Kollegen in ihrer Mitte zu begrüßen. Er wird sich ausschließlich um Online-Angelegenheiten kümmern, das Internet kann sich also auf einiges gefasst machen.

Herzlich willkommen, neuer Online-Redakteur!