Schmutzige Geschäfte

Frankfurts wunderbarer Waschsalon

Der Deutschen Bank drohen weitere Milliardenstrafen US-amerika­nischer Behörden. Es geht um Geldwäsche, dubiose Russland­geschäfte – und Donald Trump.

Sie galt jahrzehntelang als das Vorzeigeunternehmen der deutschen Wirtschaft, als seriös, einflussreich und kompetent. Dass die Deutsche Bank einen guten Ruf hatte, liegt jedoch schon lange zurück. In den vergangenen Jahren wurde gegen sie international wegen zahlreicher Delikte ermittelt, darunter Geldwäsche, Betrug und Hilfe bei Steuerhinterziehung.

Das Verfahren, mit dem die Bank nun konfrontiert ist, wirbelt selbst für die Verhältnisse des Finanzinstituts viel Staub auf. Die Bank übergab vergangene Woche der demokratischen Generalstaatsanwältin des Bundesstaats New York, Letitia James, Unterlagen über frühere Darlehen der Bank an den Konzern von Donald Trump, dem jetzigen US-Präsidenten.

James hatte die Dokumente im März angefordert, nachdem ein Zivilverfahren eröffnet worden war. Bei den Untersuchungen in New York geht es um das neue Trump-Hotel in Washington, D.C., zwei weitere Hotels in Miami und Chicago sowie den Versuch im Jahr 2014, das American-Football-Team Buffalo Bills zu übernehmen. Auch mehrere Ausschüsse des US-Abgeordnetenhauses verlangen Informationen über Kredite, die an Trump vergeben wurden. Es geht um den Verdacht, dass Trump über die Deutsche Bank Geld aus Russland gewaschen hat.

Die Beziehungen der Deutschen Bank zu Trump reichen rund zwei Jahrzehnte zurück. In den neunziger Jahren steckte Trump in erheblichen finanziellen Schwierigkeiten, nachdem seine Casinos und Hotels in Atlantic City bankrott gegangen waren. Die großen US-Banken mieden Trump deshalb, Geschäfte mit ihm galten als zu riskant. Nur die Deutsche Bank war damals ­bereit, dem Immobilienhändler mit neuen Krediten auszuhelfen.

Damit fanden zwei Außenseiter zusammen. Das Finanzinstitut aus Frankfurt am Main wollte sich in dieser Zeit unbedingt auf dem lukrativen US-Investmentmarkt etablieren. Trump wiederum war kurz davor, sein Immobilienimperium zu verlieren. Die damals geknüpfte Beziehung hält bis heute. Zu Beginn seiner Präsidentschaft lag der Schuldenstand von Trumps Konzern bei der Deutschen Bank bei 340 Millionen Dollar. Derzeit soll die Trump-­Organization dort mit mindestens 180 Millionen Dollar verschuldet sein. Der tatsächliche Betrag könnte noch weit höher liegen, weil bei zwei Krediten vage von einer Summe »über« 50 Millionen Dollar die Rede ist. Die Darlehen stammen aus den Jahren 2012 und 2015 und laufen bis 2024. Medienberichten zufolge soll Trump in den vergangenen 20 Jahren insgesamt Kredite in Höhe bis 2,5 Milliarden Dollar von der Deutschen Bank erhalten haben.

Die Frage ist nur, warum die Bank damals Kredite vergab, obwohl Trump zumindest zeitweise keine ausreichenden Sicherheiten bieten konnte. Einen konkreten Verdacht äußerte die demokratische Abgeordnete Maxine Waters, die dem Finanzausschuss des US-Repräsentantenhauses vorsitzt, in einem Schreiben an die Bank: Das Darlehen könne durch eine Bürgschaft der russischen Regierung abgesichert worden sein »oder in irgendeiner Weise mit Russland in Verbindung stehen«, heißt es darin.

Auch der Vorsitzende des Geheimdienstausschusses, der Demokrat Adam Schiff, hat die Deutsche Bank als »offenkundigen Ausgangspunkt« für die Untersuchung möglicher Geldwäscheaktivitäten durch Trumps Konzern bezeichnet. Schließlich hätte die Bank erst 2017 eine Strafe in Höhe von 630 Millionen Dollar wegen ihrer Beteiligung an russischer Geldwäsche zahlen müssen. Das Institut sei bekannt dafür gewesen, »russisches Geld zu waschen«, sagte Schiff kürzlich in einem Interview, »und diese Bank war die einzige, die bereit war, mit der Trump­organisation Geschäfte zu machen. Ist das Zufall?«

Schiff spielte damit auf ein System internationaler Finanztransaktionen an, die als »Global Laundromat« bekannt wurde. Russische Kriminelle mit Verbindungen zum Kreml und zu ­russischen Geheimdiensten nutzten das System zwischen 2010 und 2014, um Geld in das westliche Finanzsystem zu transferieren.

Im Mittelpunkt stand dabei die Danske Bank aus Dänemark, die als Korrespondenzbank für die Deutsche Bank dubiose Zahlungen abgewickelt hat. Rund 230 Milliarden Dollar wurden dabei aus angeblich fragwürdigen Geschäften in Russland transferiert, wobei allein 150 Milliarden über Konten einer europäischen Großbank gelaufen sein sollen. Möglicherweise war dies die Deutsche Bank, die wegen der Vorwürfe die Geschäftsbeziehung mit der Danske Bank und einer Reihe osteuropäischer Institute 2015 beendet hat.

Immer wieder werden neue Informationen über die Russland-Geschäfte der Bank veröffentlicht. Wie die NGO »Organized Crime and Corruption Reporting Project« im März in einer Reihe von Artikeln berichtete, sollen dubiose Gelder über die Commerzbank und die Deutsche Bank in ein weiteres russisches Geldwäschesystem namens »Troika-Laundromat« geflossen sein. Von Konten der Deutschen Bank wurden demnach zwischen 2003 und 2017 insgesamt rund 785 Millionen Euro auf Konten des Netzwerkes transferiert.

In einem internen Bericht, aus dem kürzlich der britische Guardian zitierte, räumte die Deutsche Bank ein, es bestehe ein hohes Risiko, dass Regulierungsbehörden in den USA und Großbritannien »erhebliche Disziplinarmaßnahmen« gegen sie ergreifen könnten. Wegen des russischen Geldwäscheprogramms sei mit Geldbußen, rechtlichen Schritten und sogar Strafverfolgung des »Senior Managements« zu rechnen. Der Skandal könne die Bank als »globale Marke« beschädigt haben – und wahrscheinlich zu einem Verlust von Kunden, einem Schwinden des Vertrauens von Anlegern und einem Rückgang des Marktwertes führen. Gut möglich also, dass der Deutschen Bank noch schlechtere Zeiten bevor­stehen.