Das Medium

Rosarotes Beach Life

Kolumne Von

»Ja, aber warum denn nicht, wir haben doch Zeit«, sagte die alte Dame zu ihrem Begleiter, offenbar der Ehemann, während beide durch das Zentrum des Urlaubsorts schlenderten, woraufhin er irgendetwas brummelte und »Na gut« sagte und eine halbe Stunde später sah man beide an einem Tisch in der Strandbar sitzen. Diese Strandbar besteht aus Holzplanken, hat rundherum offene Aussicht und Strohgedecktes obendrauf und gibt sich viel Mühe, so auszusehen, als würden hier minütlich die Reichen, Schönen und vor allem Jungen der Umgebung erwartet, was natürlich Quatsch ist, denn das hier ist nicht St. Tropez, sondern bloß die Ostsee.

Was vor diesem kurzen Dialog zwischen den beiden etwa 70jährigen genau passiert war, weiß man natürlich nicht. Aber vielleicht hatte sie gesagt, dass es doch schön sein könnte, auch mal in diesem pavillonähnlichen Ding zu sitzen und rosafarbenen Schaumwein zu trinken. Oder er hatte gesagt, ja, im Grunde habe er auch nichts dagegen, noch ein Stündchen draußen zu sein, aber vielleicht doch lieber um die Ecke in dem gutbürgerlichen Restaurant, in dem man schon so viele nette Stunden verbracht habe und nicht in dem Dings mit den unbequem aussehenden Stühlchen. Und natürlich weiß man auch nicht, was in der halben Stunde nach dem aufgeschnappten Dialogfetzen passierte, aber das ist ja eigentlich auch egal, die beiden saßen nun mal da in dieser hippen Strandbar, die sich viel besser an einer angesagteren Location machen würde und lachten einander an und tranken rosafarbenes Schäumendes und es wirkte nicht so, als ob irgendjemand sich dran störte, dass sie schon so alt waren und die meisten in der Bar erst um die 20 – und das ist doch eine schöne Geschichte. Und wahr ist sie noch dazu.