Biografie eines Betrügers

Der Mann, der Golfer sein wollte

Seite 2 – Golfen als Obsession

Der Platoon Sergeant wollte die Truppe dafür bestrafen und befahl den Männern, ihre Unterkunft blitzblank zu reinigen und anschließend neben den frisch gemachten Betten stundenlang strammzustehen. Nur wer einen ­guten Grund vorbringen könne, sei davon befreit, allerdings müsse der gute Grund schriftlich notiert und der Zettel auf dem Bett hinterlassen werden, so der Vorgesetzte. Als der Sergeant zur Inspektion kam, fand er keine strammstehenden Soldaten vor, dafür aber auf Flitcrofts Bett folgende Nachricht: »Lieber Platoon Sergeant, entschuldigen Sie meine Abwesenheit, aber ich habe einen guten Grund. Ich habe mich in die Kantine begeben, um mir Zigaretten, Alkohol, Schokolade und andere ­angenehme Sachen zu kaufen. Ta ta, toddle pip und cheerio. Ihr Maurice G. Flitcroft«. Dafür kam Flitcroft wegen Anstiftung zur Meuterei vors Kriegsgericht, das ihn unter Gelächter zu einer symbolischen Haftstrafe von vier Tagen verurteilte. Nach ­seiner Entlassung war er der Held der Truppe.

Nach seinem Abschied von der Armee schloss sich Flitcroft einer der damals populären wandernden Artistentruppen an und verdingte sich als Clown, der sich von einem Sprungturm in ein Fass fallen ließ. Anfang der sechziger Jahre beschloss er, London zu erobern, doch dort war er binnen weniger Tage mittel- und obdachlos. Er zog zurück nach Barrow, wo er die Schwester seiner Schwägerin heiratete. Um die Familie, zu der bald Zwillinge gehörten, zu ernähren, nahm er einen Job als Kranführer in einer Werft an und blieb zur Überraschung vieler, die ihn kannten, über zehn Jahre lang in dieser Po­sition. Das Ehepaar gab den Zwillingen, zwei Jungs, die schönen Namen Gene van Flitcroft und James Harlequin Flitcroft.

Anfang der siebziger Jahre begann Flitcroft, eine Obsession für Golf zu entwickeln. 1976 war er dann bereit, aus dieser Leidenschaft einen Beruf zu machen. Er hatte sich für seine Verhältnisse gewissenhaft vorbereitet, indem er drei Tage vor den British Open das Buch »Golf für Anfänger« gelesen und am Strand einige Bälle durch die Gegend geschossen hatte. Nach dem denkwürdigen Auftritt beim Turnier, der den Golffunktionären eine bittere Demütigung bereitet hatte, wehrte er sich mit Hunderten Briefen gegen seine lebenslange Sperre und forderte die Offiziellen zu Golfduellen heraus – was diese aber stets ablehnten.