Neues Zahlungssystem von Facebook

Die Zukunft des Zahlens

Facebook will mit »Libra« ein neues Zahlungssystem schaffen. Sollte es Erfolg haben, dürfte etwas entstehen, das größer ist als die meisten Bankhäuser dieser Welt.
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Die Meldung erregte einiges an Aufmerksamkeit, schließlich ist es schon etwas besonderes, wenn ausgerechnet der wegen seines Umgangs mit Kundendaten verschriene Zuckerberg-Konzern eine neue Währung in die Welt setzen will. Sofort begannen die Spekulationen und Debatten, ob Facebook durch Libra zu einer Art »Staat im Internet« werde, zu viel Macht gewinne und neben allen möglichen anderen Daten künftig auch noch Zahlungsvorgänge überwachen könne. Und die Szene der Kryptowährungsentwickler und ­-nutzer diskutiert, ob Libra dem Bitcoin gefährlich werden oder der Blockchain endlich zur Anerkennung verhelfen könne. All diese Spekulationen ­gehen allerdings an dem vorbei, was derzeit über Libra bekannt ist.

Die neue Kryptowährung ist weder besonders »krypto« noch eine Währung.

Zunächst einmal: Libra wird kein »Facebook-Geld«. Auch wenn das Konzept und die Software bei Facebook entwickelt wurden, wird Libra am Ende nicht Facebook gehören, sondern ­einer Stiftung. Den Facebook-Verantwortlichen ist der schlechte Ruf des Konzerns durchaus bewusst und sie versuchen deshalb, nicht zu eng mit dem geplanten Online-Geld assoziiert zu werden. Die in Genf ansässige gemeinnützige Libra Association soll das neue Zahlungsmittel kontrollieren. Mitglieder sollen Unternehmen und Konzerne sein, die eine Eintrittsgebühr von zehn Millionen US-Dollar zahlen, ­darunter bekannte Finanzunternehmen wie Mastercard, Visa und Paypal, aber auch Techunternehmen wie Uber und Lyft. Geplant ist, dass sie am Ende 100 Mitglieder umfasst, wobei Facebook nur zwei Stimmen hat – eine für sich selbst und eine für die neue Facebook-Tochter Calibra. Facebook hat damit Libra grundsätzlich konzipiert, will die weitere Kontrolle aber verteilen.

Auch wenn Facebook voraussichtlich zu den ersten Anbietern gehören und eine Bezahlfunktion in Facebook, Whats­app und Instagram einbauen wird, soll Libra auch völlig unabhängig von Facebook eingesetzt werden können. Die Nutzung von Libra soll keinesfalls damit verknüpft sein, ob ein Facebook-, Whats­app- oder Instagram-Account vorhanden ist und Payment-Daten sollen nicht über Facebook fließen, wenn ­jemand über einen der anderen Anbieter mit Libra bezahlt.