Die Guerillakämpfer der ELN

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Seite 4 – Keine Sicherheitsgarantien
Reportage Von

Unter anderem deshalb kamen die Friedensgespräche kaum voran. Seine politische und gesellschaftliche Relevanz überschätzend, wollte der ELN einen »nationalen Dialog« initiieren. Alle gesellschaftlichen Gruppen sollten über grundlegende Fragen wie das Wirtschaftsmodell und dabei insbesondere die Ausbeutung von Bodenschätzen durch multinationale Konzerne diskutieren, ein weiteres Kernthema des ELN. Weil diese Themen bei den Verhandlungen der Regierung mit den Farc nicht vorkamen, lehnte der ELN das Friedensabkommen von Havanna ab. »Das ist kein Friedensabkommen, sondern eine Demobilisierungsver­einbarung«, sagt Uriel.

Luftballons für die Geburtstagsfeier. Die Guerilla wird 55.

Bild:
Tatyana Zambrano

Gegen eine Verhandlungslösung zu argumentieren, ist leicht: Sicherheits­garantien zur politischen Beteiligung ehemaliger Guerilleros gibt es in vie­len Regionen nach wie vor nicht. Nach Behördenangaben sind fast 500 soziale Aktivisten in den vergangenen drei­einhalb Jahren ermordet worden, dazu mehr als 130 ehemalige Farc-Kämpfer. Die Umsetzung der Friedensvereinbarungen unter Präsident Duque stockt. Die Verteilung von Landbesitz an Kleinbauern kommt ebenso wenig voran wie die vereinbarten Substitutionsprogramme für den Kokaanbau.

Immer mehr ehemalige Guerilleros verlassen mangels wirtschaftlicher Perspektiven die Übergangszonen, in denen wirtschaftliche Projekte den Einstieg ins zivile Leben ebnen sollten. Die so­genannte Sonderjustiz für den Frieden (JEP), die die im jahrzehntelangen Konflikt begangenen Verbrechen aufklären soll, wird von der kolumbianischen Rechten ständig angegriffen. »Die Bourgeoisie ist nicht bereit, etwas von ihrer Macht abzugeben und auch nur die geringsten strukturellen Veränderungen zuzulassen, um die Situation der armen Bevölkerung zu verbessern. Die Klasse an der Macht zeigt uns damit, dass es keine andere Lösung als die des bewaffneten Widerstands gibt. In Kolumbien gibt es andauernd Gründe für den Krieg«, sagt Uriel.