Lebensmittel vor dem Müll retten

Kann das weg?

Seite 3 – Ein konsumverweigernder Vagabund

Doch genau das könnte zu einem Problem werden, wenn nämlich Food­sharing zur Konkurrenz für die Tafeln würde. Deren Mitarbeiter nehmen auch Lebensmittel an, die das Mindesthaltbarkeitsdatum gerade überschritten haben. »Hätte jeder Supermarkt ein Regal mit kostenlosen Produkten im Laden, wäre das für uns eine große Konkurrenz und vermutlich irgendwann ein Problem«, befürchtet ein Sprecher der Caritas; der katholische Sozialverband betreibt die Tafeln.

2011 schuf der Regisseur Valentin Thurn mit dem Film »Taste the Waste« eine große Öffentlichkeit für das Thema Lebensmittelverschwendung und gab noch während der Dreharbeiten die Initialzündung zur Vereinsgründung im Folgejahr. Mit Menschen, die bisher beim sogenannten Containern im Schutze der Dunkelheit verwertbare Lebensmittel aus den Abfällen von Supermärkten fischten, wurde die Plattform www.foodsharing.de ins Leben gerufen. Das Schattendasein der sogenannten Lebensmittelrettung sollte beendet werden. Seither haben knapp 60 000 registrierte Foodsaver rund 25 Millionen Kilogramm Lebensmittel bekommen und weiterverwertet. Angesichts der allein in Deutschland bis zu 18 Millionen Tonnen weggeworfener Lebensmittel im Jahr erscheint das wenig.

Dennoch beeindruckt die Zahl. Diese Menge sei aber nur zu schaffen, wenn der Verein von den Teilnehmenden eine gewisse Ernsthaftigkeit einfordere, sagt David Jans der Jungle World. »Wir haben erkannt, dass wir dafür eine Art Qualitätssicherungssystem brauchen.« Der 36jährige übernimmt das Ehrenamt im Vereinsvorstand quasi als Vollzeitjob. Er lebt in Stuttgart und versteht sich als konsumverweigernder Vagabund.