Imprint - Yok: Nichts bleibt

Nichts bleibt

Der Akkordeonspieler Yok alias Quetschenpaua berichtet in einer »Autonomografie« über sein Leben in der autonomen Szene.

Glaub an das Glück, denn sonst flieht es davon (Alexandra)

Der Schneewalzer war eines der ersten Stücke, die ich perfekt spielen konnte. Ich wurde bald auch Mitglied in einem Akkordeonorchester an der Volkshochschule. Da spielten sonst nur Mädchen, die älter waren. Wir hatten ein paar Auftritte in Altersheimen. Das war sehr langweilig für mich. Zum Unmut meiner Eltern entwickelten sich all diese Umstände bei mir schnell zu einem lästigen Übel. Ich mochte die Musik nicht, die ich auf dem Akkordeon spielen sollte. Kuule Kinder spielten Gitarre und sangen Bob Dylan. Aber sogar »Blowing in the Wind« klang auf dem Akkordeon scheiße. Ich mochte auch nicht jeden Tag eine Stunde üben. Der Versuch, mich mit Popmusik-Noten zu motivieren, misslang. Das war ja so, als wenn du Bock auf Schokolade hast und Obst essen musst. Es fühlte sich für mich an, als würde ein richtiges Instrument am falschen Körper hängen, nämlich an meinem. Meine Eltern schenkten mir trotzdem ein noch größeres Akkordeon zu Weihnachten, eine schwarze 72-Bass-Quetsche. Eigentlich ein geiles Teil, aber der völlig falsche Zeitpunkt in meinem Leben. Wenig später erklärte ich Erika und Heinz, dass ich keine Lust mehr auf Unterricht, Üben und Akkordeon hatte. Es fiel mir immens schwer, das auszusprechen, denn mir war bewusst, wie viel Kohle sie schon investiert hatten. Meine ­Eltern waren keine reichen Leute. Ich hatte ein schlechtes Gewissen, folgte aber dem eigenen Willen, dem eigenen Gefühl.

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