Der Adel will fürstlich abkassieren

Ein deutscher Clan

Seite 3 – Der Prinz als »fairer Verhandlungspartner«
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Besonders würdelos gibt sich in diesem Zusammenhang die SPD. Deren Parteiführung wollte die Hohenzollern schon 1919 nicht enteignen, unter anderem, weil ihnen diese dann doch näherstanden als die Mächte der Entente, von denen man fürchtete, dass sie das fürstliche Vermögen als Reparation beanspruchen könnten. Nach der Enthüllung der Geheimverhandlungen warnte André Schmitz, ein Unterhändler in den Verhandlungen, SPD-Mitglied und ehemaliger Chef der Berliner Senatskanzlei, im Interview mit dem Tagesspiegel davor, »Stimmung gegen den Adel zu machen«, und lobte den »Prinzen« als fairen Verhandlungspartner.

Die SPD bezieht in Berlin, Brandenburg und auch auf Bundesebene zu den Forderungen der Hohenzollern kaum Position. Für bestimmte Kreise in der SPD spielt, relativ unbeachtet von der Öffentlichkeit, die positive Bezugnahme auf Preußen und die Hohen­zollern seit Jahren eine große Rolle. So ist beispielsweise der Wiederaufbau der Garnisonkirche in Potsdam, der traditionellen Grab­stätte preußischer Könige, unter anderem von Sigmar Gabriel und Franz-Walter Steinmeier maßgeblich vorangetrieben worden.

Auf den Zusammenhang zwischen der Wiederherstellung preußischer Machtarchitektur in Potsdam und Berlin und den Geheimverhandlungen zwischen Hohenzollern und Bund weist Diana Blond hin. Die linke Aktivistin aus Potsdam ist eine langjährige Beobachterin und Kritikerin dieser Entwicklung. Sie konstatiert im Gespräch mit der Jungle World: »Wenn man ganze Stadtzentren so umbaut, als ob es nie eine Revolution gegeben hätte, dann darf man sich auch nicht wundern, wenn sich die Leute verhalten, als hätte es nie eine solche gegeben.«