Die Theorielosigkeit der Klimabewegung

Sie wissen nicht, was sie tun

Seite 4 – Wo bleibt Gesellschaftstheorie?

Die Theorielosigkeit der Generation Z bedeutet nicht, dass diese über keinerlei theoretische Annahmen zu Umwelt, Politik, Wirtschaft und verschiedenste Zusammenhänge zwischen diesen verfügte. Von der Demoparole »System change statt climate change« bis zu Rezos Abrechnung reicht das Angebot an theoretischen Versatzstücken. Was unbegriffen bleibt, ist der Zusammenhang zwischen diesen Denkangeboten des Klimaaktivismus, der kapitalistischen Ökonomie und der liberalen Demokratie und Kultur als einem gesellschaftlichen Verhältnis. Dafür braucht es Gesellschaftstheorie.

Greta

Greta, die Große.

Bild:
Reuters / Toby Melville

Angesichts dessen ist es gerechtfertigt, die gegenwärtigen Klimaproteste für ihre gesellschaftstheoretische Blindheit zu kritisieren. Denn es scheint absehbar, dass die Diag­nose der globalen Klimakatastrophe nicht zur Überwindung derjenigen Verhältnisse beitragen wird, die ihr zugrunde liegen. Sehen kann man das gut bei der der Bundesvorsitzenden der Grünen, Annalena Baerbock, die in Talkshows nicht müde wird, Klimapolitik immer in Kom­bination mit Industriepolitik zu nennen.

Es ist allerdings allzu einfach, die Proteste zu verdammen. Die Rigorosität, mit der von manchen den Schülerinnen und Schülern ideologische Verblendung vorgeworfen wird, ist selbst weniger gesellschaftstheoretisch begründet, als gemeinhin zugegeben wird. Eine solche Kritik dient oft mehr der Selbstvergewisserung und Profilierung als der Bearbeitung des eigentlichen Problems, nämlich wie der Gesamtzusammenhang der gegenwärtigen kapi­talistischen Gesellschaft nicht nur behauptet, sondern aufgezeigt werden kann.