Die Theorielosigkeit der Klimabewegung

Sie wissen nicht, was sie tun

Die jungen Klimaaktivisten geben sich radikal, doch sind in Wahrheit zahm und angepasst. Ihre Proteste offenbaren die Theorielosigkeit ihrer Generation.

Es scheint verlockend, die jungen Klimaaktivisten als ein neues revolutionäres Subjekt zu beschwören. Zeichnen sich diese politisierten Schüler, Youtuber und NGOs nicht durch radikale Ansichten und die Fähigkeit zur Massenmobilisierung aus? Ist es nicht der nackte Kampf um die eigenen Existenzbedingungen, der sie dazu bringt, die Wahrheit der Gesellschaft zu verkörpern?

Damit hätten die Klimaaktivisten das Proletariat beerbt, dessen politische Artikulation Mitte des 19. Jahrhunderts als Schreckgespenst von der bürgerlichen Reaktion an die Wand gemalt wurde. Im Gegensatz dazu hat die junge Klimabewegung kein so richtig erschreckendes oder gar klassenkämpferisches Potential. Sie dient lediglich als Hassobjekt der AfD und ist dem Kapital sicherlich ein Dorn im Auge, aber unter dem Strich doch zu sehr Bestandteil der bürgerlichen Gesellschaft, um offen von deren Stützen angegriffen zu werden.

Slogans statt Theoriearbeit. Patches der Klimaaktivisten von Extinction Rebellion.

Bild:
dpa/Photoshot

Das erwachende politische Bewusstsein der Generation Z erfährt von der liberalen Mitte bis zur Linken viel Zuspruch und wird vor allem zur Projektionsfläche. Das reicht von der Hoffnung, in dieser Bewegung werde eine fehlende Generation Linksradikaler heranwachsen, bis zu der romantischen Vorstellung, dass nur diese jungen und unbefangenen Schüler noch in der Lage seien, eine so radikale Position zu vertreten, weil einzig sie nicht schon vollends in den Verhältnissen feststeckten. Solche Phantasien verleiten dazu, sich mit den berechtigten Anliegen der jungen Leute zu solidarisieren, zumindest rhetorisch und freilich ohne dem Taten folgen lassen zu müssen.