Rechtsterrorismus und das Internet

Terror mit Ansage

Seite 2 – Profit mit Hass und Terror
Kommentar Von

Mittlerweile ist Fredrick Brennan zum baptistischen Christen geworden, die Nachricht vom Terroranschlag in El Paso erreichte ihn, wie die New York Times schreibt, während er sich für den sonntäglichen Gottesdienst fertigmachte. Seine Meinung über die grenzenlose Freiheit und Anonymität der Imageboards hat er gründlich geändert: Wann immer er von einem Massenmord höre, sei nunmehr sein erster Impuls, dass geprüft werden müsse, ob es eine Verbindung zu 8chan gebe. Brennan geht nun so weit, die sofortige Abschaltung des Boards zu fordern – der derzeitige Betreiber äußerte sich nicht dazu.

Gleichwohl war 8chan am Montagmorgen offline. Denn was nach dem vom Täter live auf Facebook gestreamten Terroranschlag auf zwei Moscheen in der neuseeländischen Stadt Christchurch noch brüsk zurückgewiesen worden war, war nach den Morden in El Paso plötzlich doch möglich: Cloudflare, eines der bekanntesten Unternehmen, das Schutz vor Cyberattacken verspricht, kündigte umgehend an, die Zusammenarbeit mit 8chan zu beenden. Sein CEO Matthew Prince erklärte, das Imageboard habe bewiesen, dass es »gesetzlos« sei, und »diese Gesetzeslosigkeit hat viele tragische Todesfälle bewirkt«.

Das ist eine aparte Sicht der Dinge, denn der Täter von El Paso ist eben nicht der erste, der seine Tat bei einem der Chans ankündigte. Zudem hatte Price unmittelbar nach dem Walmart-Anschlag im Gespräch mit dem Guardian noch betont, dass das Internet keineswegs zu einem besseren Ort werde, wenn Cloudflare nicht mehr mit 8chan zusammenarbeite. Womit er nicht ganz unrecht hatte, denn nach dem Mord an einer Demonstrantin in Charlottesville im Jahr 2017 hatte das Unternehmen den Vertrag mit der Neonazi-Webpage Daily Stormer aufgekündigt. Die Seite war nicht lange ­offline, bald fand sich eine andere Cybersecurity-Firma, die für den Schutz der rassistischen und antisemitischen Plattform sorgte.

Das wird auch im Fall von 8chan das Problem sein: Solange sich mit Websites Geld verdienen lässt, die Hass und Terror promoten und die millionenfach genutzt werden, wird sich immer ein Unternehmen finden, das seine Chance auf Profit nutzen wird.