Wohnungssuche per Matching-App

Tinder für Mieter

Ein Berliner Start-up will die Wohnungssuche mit einer Matching-App revolutionieren. Die Chancen auf ein Wohnung steigen, je mehr private Daten man preisgibt.
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Nicht mehr nach einer Wohnung ­suchen, sondern von einem Matching-Algorithmus gefunden werden – so ­wollen die Gründer der Plattform Housy.de nach eigenen Angaben das Leben von Mieterinnen und Mietern erleichtern. »Wohnungssuche war gestern. ­Erhalte Wohnungen direkt von Vermietern – genau passend zu Deinem ­Profil.« So steht es auf der Startseite der Plattform. Schön wäre es ja, wenn es so einfach wäre. Statt unangenehme Konkurrenzsituationen bei der Massenbesichtigung zu erleben, soll es nur noch erfolgversprechende Treffen mit dem ermittelten Vermieter-Match, also dem passenden Vermieter, geben. Die Analogie zu der Dating-App Tinder ist offensichtlich.

Unklar ist, was der beworbene Algorithmus eigentlich macht. Wie kommt ein Match zustande? »Algorithmen werden trainiert, indem man sie mit großen Datenmengen füttert, in denen sie nach Mustern suchen«, erläutert Chris Köver, Redakteurin des Portals Netz­politik.org, im Gespräch mit der Jungle World. Obwohl es viele Beispiele gibt, die aufzeigen, wie sich diskriminierende Strukturen oder Annahmen in Algorithmen widerspiegeln, wird immer noch mit am Bild einer rationalen, objektiven Technologie festgehalten, die Dis­kriminierung ausschließt. »Der Fehlschluss ist: Wenn der Computer das sagt, muss es stimmen. Das macht es schwerer, sich dagegen zu wehren«, so Köver.

Die Website von Housy.de vermittelt derzeit den Eindruck, dass die verwendete Technik eher ein übliches Filtersystem ist als ein ausgeklügelter, ­eigenständiger Algorithmus. Mieter und Vermieter erstellen sich jeweils Accounts, die anhand der Angaben zum Haushaltseinkommen, der Höhe der Miete, Schufa-Bescheinigung und anderen Bonitätsauskünften gematcht werden. Wer die Kriterien nicht erfüllt, wird aussortiert.