Betrüger und Hochstapler im Sport, Teil vier

Geist in der Maschine

Seite 2 – Ein Betrüger hat Gewissensbisse

Per Anhalter ins Ziel: Frederick Lorz.

Bild:
Gemeinfrei

Frederick Lorz, der Anhalter
Beim Marathonwettbewerb der Olympischen Spiele 1904 in St. Louis lief der New Yorker Athlet Frederick »Fred« Lorz als Erster durchs Ziel. Er hatte für die Strecke nur drei Stunden und 13 Minuten benötigt, weit weniger als der Zweitplatzierte. Während Lorz mit der Präsidententochter Alice Roosevelt für Fotos posierte und auf die Verleihung der Goldmedaille wartete, fand das Olympische Komitee heraus, dass der vermeintliche Sieger einfach ein vorbeifahrendes Auto angehalten hatte, in dem er dann elf Meilen der Marathonstrecke zurückgelegt hatte. Lorz wurde lebenslang für die Olympischen Spiele gesperrt. Ein Jahr nach seinem Betrugsversuch gewann er den Boston-Marathon – ganz ohne Auto.

Donald Crowhurst – ein fataler Segelbetrug
1968 schrieb die Londoner Sunday Times einen Preis, den »Golden Globe«, für den ersten Einhandsegler aus, dem es gelingen sollte, nonstop die Welt zu umschiffen. Ein weiterer Preis – nach heutiger Kaufkraft etwa 80.000 Euro – sollte demjenigen winken, der die Erde am schnellsten umsegelte. Teilnehmen durfte jeder. Auf den britischen Geschäftsmann Donald Crowhurst, der mit seinem Unternehmen kurz vor der Pleite stand, wirkte ein solcher Preis offenbar sehr attraktiv.

Obwohl er über sehr wenig Segelerfahrung verfügte, konnte er den Geschäftsmann Stanley Best dazu überreden, ihm ein Schiff zu leihen. Während Crowhurst in Richtung Kap Hoorn unterwegs war, begann er damit, falsche Positionsangaben zu funken, mit denen er sich auf dem Papier unter die ersten drei Bewerber schummelte. Tatsächlich war er jedoch voll und ganz damit beschäftigt, nicht Schiffbruch zu erleiden, denn das Schiff hatte Lecks und seine Lenzpumpen funktionierten kaum. Wahrscheinlich im Bewusstsein, eine Umrundung des gefährlichen Kaps nicht lebend zu überstehen, ankerte der Geschäftsmann stattdessen einige Monate vor Südamerika, um anschließend eine erfolgreiche Weltumrundung vorzutäuschen.

Dazu fälschte er sein Logbuch und hielt fast elf Monate lang Funkstille. Mehrere Mitbewerber hatten unterdessen aufgegeben; der in Führung liegende Franzose Bernard Moitessier verzichtete auf das Spektakel, brach das Rennen ab und segelte lieber nach Tahiti. Den Golden Globe und später sogar den Ritterschlag der Queen ergatterte Robin Knox-Johnston, der als erster wieder in Großbritannien eintraf und als erster Einhandsegler die Welt ohne Zwischenstopp umrundet hatte. Somit waren nur noch Crowhurst und sein Landsmann Nigel Tetley im Rennen – wer als erster wieder in England einträfe, würde 80.000 Euro kassieren. Crowhurst hatten unterdessen offenbar Gewissensbisse gepackt, er segelte absichtlich langsam in der Hoffnung, das Logbuch des Verlierers würde nicht allzu genau begutachtet werden.