Debatte über Antisemitismus

Und täglich grüßt der Judenhass

Seite 2 – »Beschimpft und bespuckt«

Der in Berlin attackierte Rabbiner Teichtal stellte während einer Solidaritätsveranstaltung fest, dass in Deutschland knapp 75 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz immer noch »Juden ­beschimpft und bespuckt« würden. Er forderte in seiner Ansprache zu gemeinsamem Handeln auf, »damit jeder in Deutschland gegen Intoleranz einsteht«. »Jeder, der gegen Israel ist, ist gegen Juden im Allgemeinen«, fügte Teichtal hinzu.

Der ebenfalls anwesende Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) rief in seiner Rede zu einem entschiedenen Engagement gegen Antisemitismus in Deutschland auf. Zugleich warnte er davor, den Angriff auf den Rabbiner politisch zu instrumentalisieren. »Manche versuchen, die Gesellschaft zu spalten, indem sie so tun, als sei Antisemitismus ausschließlich ein importiertes Phänomen; die trennen zwischen rechtem, linkem und muslimischem Antisemitismus«, so der Politiker weiter.

Gerade das aber sei nötig, um endlich zu einer »klaren Analyse der Bedrohungslage« zu kommen, sagt Marcel Luthe (FDP) der Jungle World. Das Mitglied des Berliner Abgeordnetenhauses kritisiert seit Jahren, dass »Taten islamistischer Antisemiten in der Statistik als ›rechts‹ verbucht werden«. Judenhasser »wie diejenigen, die Rabbiner Teichtal angegriffen haben«, erreiche man »nicht mit Programmen gegen Rechtsextremismus, sondern gegen Islamismus«.