Klimapolitik in Frankreich

Bis zum nächsten Gletschersee

Seite 2 – Frankreich hält seine Ziele nicht ein

Frankreich hält sich nicht an die im Dezember 2015 gesteckten Ziele. Der am 25. Juni publizierte Bericht des französischen Klimarats belegt, von 2015 bis 2018 seien die CO2-Emissionen in Frankreich um 1,1 Prozent zurückgegangen; die nationalen Klimaziele im Pariser Abkommen sehen den doppelten Wert vor. Der Umstieg vom motorisierten Individualverkehr habe in ­dieser Periode bislang nur zu 0,1 Prozent weniger Kohlendioxidemissionen geführt statt der geplanten 0,4 Prozent. Zugleich habe der Personen­verkehr nicht um 0,4 Prozent, sondern  um 1,1 Prozent zugenommen.

Der Transportsektor stellt bislang den größten Einzelposten bei den CO2-Emittenten in Frankreich dar. 2017 betrug dessen Anteil am gesamten CO2-Ausstoß 29,7 Prozent, vor der Industrieproduktion mit 25,8 Prozent und der Landwirtschaft mit 18,9 Prozent. Der motorisierte Individualverkehr kommt auf 15,7 Prozent. Nach wie vor wird er von den Regierenden in Frankreich gehätschelt.

Als vermeintlich einzige Option wird der Umstieg von Verbrennungs- auf Elektromotoren angepriesen – die neue Umweltprobleme aufwerfen, vom Schürfen sogenannter seltener Erden für deren Herstellung bis zu deren Entsorgung. Dem Bericht des Klimarats von Ende Juni zufolge betrug der Anteil von Elektroautos an den zugelassenen PKW in Frankreich Ende 2018 nur 2,1 statt, wie zum Zeitpunkt des Pariser Abkommens vor­gesehen, neun Prozent.

Frankreich ist derzeit nach Deutschland und Spanien der drittgrößte ­Automobilproduzent in der EU. 2018 wurden in Frankreich 2,64 Millionen Fahrzeuge produziert; 2005 waren es noch 3,75 Millionen, danach brach die Produktion infolge der Weltwirtschaftskrise ein. Trotz deutlicher Erholung in den Jahren 2012 und 2013 ist die Produktion in Frankreich bei Weitem nicht auf den Stand von vor der Krise zurückgekehrt.

Die Automobilwerke beschäftigen rund 70.000 Lohnabhängige, vor der Krise waren es rund 115.000. Die Klein­wagenproduktion wurde weitgehend aus Frankreich ausgelagert, etwa nach Osteuropa. Die Fabriken von Renault und PSA auf französischem Staats­gebiet sind vor allem mit der Produktion von emissionsreichen SUVs ­sowie Nutzfahrzeugen wie Traktoren ­befasst. Der Auslastungsgrad ihrer ­Produktionskapazitäten lag im vorigen Jahr bei 86 Prozent, 2005 waren es noch 93 Prozent, 2013 krisenbedingt nur 60 Prozent.