Autonomes Zentrum vor dem Aus

»Es wäre ein dramatischer Verlust«

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Interview Von

Das blieben nicht die einzigen ­Mieterproteste in Poznań. Wann begann dort die Mieterbewegung?
Kowalski: Als Ende der neunziger Jahre erstmals massenhaft Menschen zwangs­geräumt wurden, bildeten das Rozbrat und die Federacja Anarchist­yczna (Anarchistische Föderation) die Grundlage der Mieterbewegung. ­Unter dem Motto »Poznań Miasto dla Ludzi« (Poznań, Stadt für die Menschen) wurden die ersten Räumungsblockaden organisiert. 2011/2012 ­wurde auf Initiative von Aktivisten aus dem Rozbrat zusammen mit entschlossenen Mietern aus einem Wohnhaus, das entmietet werden sollte, der Mieterverein »Wielkopolskie Stowarzyszenie Lokatorów« (WSL) gegründet. Dutzende Räumungen konnten seitdem verhindert werden.

Gibt es ähnliche Mietenproteste auch außerhalb von Poznań oder ist die Stadt in Polen eine Ausnahme?
Kowalski: Natürlich gibt es auch anderswo Mieterproteste, beispielsweise in Warschau. Solche Proteste sind aber zurzeit noch auf die polnischen Großstädte beschränkt. Dabei ist vor allem das Thema Reprivatisierung aktuell und wichtig. Ähnlich wie in Deutschland versuchen Mieter, sich zu ver­netzen.

In Poznań ist die anarchosyndikalistische Basisgewerkschaft Inic­jatywa Pracownicza (Arbeiterinitiative, IP) in der dortigen Amazon-­Filiale aktiv. Gibt es Kontakte zum Zentrum?
Kowalski: Man kann sagen, dass die sozialen Kämpfe, die mit der Tätigkeit der IP verbunden sind, auch fest mit dem Zentrum verknüpft sind. Vor 15 Jahren hat sich die IP sogar im Rozbrat ­gegründet.