Imkern gegen das Bienensterben?

Gute Biene, schlechte Biene

Seite 3 – Immer mehr Wildbienen-Funde

Essen ihnen die Honigbienen den Nektar weg? Ist die Hipster-Honigbiene Willi der Wildbienenschreck? Jeder ­innerstädtische Bienenstock ein Todesstern für die in kleinen Erdlöchern ­lebenden Wildbienen?

Liebig sagt, eher nein, aber so ganz genau wisse man das nicht. »Man sieht nur das, wonach man sucht«, weiß der Bienenexperte. Seit über 100 Jahren arbeiten Insektenexperten am Wildbienen-Kataster, das eine Sektion des ­Entomologischen Vereins Stuttgart 1869 betreut. Dort melden Fachleute Wildbienenarten und die Orte, an denen sie gesehen wurden. Dass die Zahl der ­gemeldeten Wildbienenarten gestiegen ist, hat nach Liebigs Meinung jedoch nichts damit zu tun, dass es heutzutage mehr Wildbienen gäbe als vor 100 Jahren.

Es sei  vielmehr das Verdienst des Bienenforschers Paul Westrich. Sein Buch »Die Wildbienen Baden-Württembergs« begeisterte viele an Insektenforschung Interessierte und war mit seinen detaillierten Informationen eine gute Basis zur Bestimmung von Wildbienenarten. Liebig wertete das Wildbienen-Kataster aus. Das Ergebnis: Vor dem Erscheinen von Westrichs Buch gab es bundesweit nur 6.045 Funde von Wildbienen. Im Jahrzehnt nach dessen Erscheinen waren es 37.366. Mehr Wissen über Wildbienen führte dazu, dass die Tiere erkannt wurden. Im laufenden Jahrzehnt stieg die Zahl der Funde auf 38.305 an.

In Zukunft könnte sie allerdings wieder absinken. »Viele, die sich mit Wildbienen beschäftigen, sind älter und werden die Beobachtung bald einstellen. Nachwuchs ist nicht in Sicht, zumal an den Universitäten die Taxonomie also die Bestimmung und Einordnung von Pflanzen und Tieren, immer weniger gelehrt wird.«