Imkern gegen das Bienensterben?

Gute Biene, schlechte Biene

Seite 4 – Gefahr der Verdrängung

Während Umweltverbände wie der Naturschutzbund Deutschland (NABU) vor einem Bienen- und Insektensterben warnen, private Initiativen wie »Deutschland summt« und die Wildtierstiftung sich für Wildbienen engagieren und das Umweltinstitut mit der modernen Agrarwirtschaft, Lichtverschmutzung und dem Klimawandel gleich mehrere Gründe für das Sterben von Wildbienen und anderen Insektenarten ausgemacht hat, ist Liebig skeptisch: »Wir haben ein wissenschaft­liches Defizit und müssen mehr forschen und beobachten. Wir wissen zu wenig.«

Nicht sicher ist also, ob die Hipster-Honigbienen den Wildbienen den ­Nektar rauben. Es gibt jedoch Beobachtungen, die nahelegen, dass Honig­bienen Wildbienen verdrängen und dazu bringen, von bestimmten Blüten Abstand zu nehmen. Die hochgezüch­teten Nutz­insekten sind einfach effektiver als ihre Naturverwandten. Experten gehen davon aus, dass die Hälfte der Wildbienenarten in Deutschland vom Aussterben bedroht ist. Das Bienenkataster wiederum zeigt, dass mehr Wissen zu mehr Wildbienenfunden führt.

Die Lage ist kompliziert. Nicht kompliziert ist es hingegen, den Bienen ­unter die Flügel zu greifen. Und dazu muss man auch nicht zum Imker werden. Der NABU preist das natürliche Habitat des wohl größten Teils der Jungle World-Leser als für Bienen ideal: die Großstadt. Alle Bienen lieben das Grün der Friedhöfe, Stadtparks, ­begrünte Innenhöfe und Brachen, auf ­denen es wild wuchert. Und wer einen Balkon hat, kann ihn mit Stauden und Blumen bepflanzen, die vom Frühjahr bis in den Herbst blühen und so Honigbienen, Wildbienen und anderen ­Insekten Nahrung bieten. Und wer mag, kann sich auch ein Wildbienenhotel an die Balkonwand nageln.

Das alles vergrößert den Lebensraum von Insekten – Und sorgt ganz nebenbei dafür, dass sich auch die Menschen, umgeben von Pflanzen und Tieren, wohler fühlen.