Die »Identitäre Bewegung« in der Krise

Identitär hat’s schwer

Seite 2 – »Ethno­kulturellen Identität«
Kolumne Von

Diesem Konzept der Staatsangehörigkeit setzt die IB den Begriff einer »ethno­kulturellen Identität« entgegen. »In eine ethnokulturelle Gemeinschaft kann man nicht einfach so immigrieren«, denn sie fuße »auf invariabler Zugehörigkeit«. In dieser »organischen Gemeinschaft« sei der »Zusammenhalt viel bruchfester« und nur mit ihr sei die »Volksherrschaft« herzustellen.

Sellner erhebt in seinem jüngsten Beitrag für die Sezession folglich die Einwanderung, und nicht etwa den Kampf gegen diese, zur Gefahr für die Demokratie. Er beruft sich auf den »Sozialwissenschaftler« Frank Salter. Der Forscher ist ein Soziobiologe, der auf eine lange Karriere in der extremen Rechten Australiens zurück­blicken kann. Seine Forderungen nach einer politischen Sicherung des »genetischen Fortbestands« einzelner Bevölkerungsgruppen beruhen auf einer streng biologistischen Argumentaton. Mit seinen Publikationen ist er Stichwortgeber von Rassisten weltweit.

Sellners vorgeschützte Naivität folgt dem üblichen Muster der neurechten Propaganda: den harten ideologischen Kern abstreiten und zugleich in netteren Worten wiederholen. In diesem schrägen Ton erklingt auch Sellners Empörung, der Verfassungsschutz sei wegen seiner Einordnung der IB »keine neutrale politische ›Rating-Agentur‹ mehr«, sondern habe sich »auf Seiten der Globalisten« positioniert. Unterstützung erhielten Sellner und seine Gefolgsleute von der Wochenzeitung Junge Freiheit.

Thorsten Hinz, der wie Sellner eng mit dem Kreis um Götz Kubitschek, dem Chefredakteur der Sezession, verbandelt ist, wertete den Beschluss des Verfassungsschutzes als Einschüchterungsversuch: »Das ist erst der Anfang.« Er warnte vor einer Distanzierung von der IB und beschwor den ­Zusammenhalt des nationalen Lagers. Aber eine Abgrenzung etwa der AfD von den Identitären wird ohnehin nicht einmal förmlich ­gewahrt. Erst im März stellte der sächsische AfD-Bundestagsabgeordnete Siegbert Droese den Anführer der deutschen IB, Daniel Fiß, als Mitarbeiter seines Büros ein. Ob es für die Identitären schlecht läuft oder gut – ihre Arbeit macht ohnehin längst die AfD.