Prozess gegen die Freie Kameradschaft Dresden

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Seite 3 – »Despangs persönliche SA«

Ermittlungen im Zusammenhang mit der FKD laufen auch gegen den ehemaligen NPD-Landtagsabgeordneten René Despang. Dieser soll bei der Gründung der FKD anwesend gewesen sein und die Gruppe ausgiebig beraten haben. In einer Zeugenaussage sagte der Dresdner Neonazi André M., die Kameradschaft sei im Neonazimilieu auch als »Despangs persönliche SA« bezeichnet worden.

Das Verfahren gegen M. war abgetrennt worden, weil er die ihm zur Last gelegten Taten zumindest teilweise eingeräumt hatte. Im Verfahren gegen ihn wurde zudem bekannt, dass die FKD auch an Attacken anlässlich des ersten Pegida-Jahrestags in Dresden im Herbst 2015 ­beteiligt war. Damals waren Hunderte Neonazis und Hooligans in der Stadt unterwegs, um Gegendemonstranten und Linke anzugreifen. Zu einem ­Verfahren gegen diese Angreifer kam es jedoch nie.

Das Gericht hatte in den vergangenen zwei Jahren nicht nur mit der fehlenden Aussagebereitschaft der Zeugen und Angeklagten zu kämpfen. Für eine Unterbrechung des Gerichtsverfahrens sorgte das Bekanntwerden einer Liebesbeziehung zwischen einer Schöffin in dem Verfahren und dem als Rädelsführer der Gruppe angeklagten Benjamin Z. Nach dessen Aussage suchte die Schöffin bereits Ende 2015 den Kontakt zu ihm.

Sie habe sich mit Nach­forschungen zu einer Person an ihn gewandt, die vor Gericht nicht aussagen wolle und der rechtsextremen Szene angehörte. Z. habe ihr damals über die FKD berichtet und den Web-Auftritt der Gruppe gezeigt. Nachdem sie sich Anfang 2016 über Facebook mit ihm angefreundet habe, seien Z. und sie gemeinsam Essen gegangen und hätten danach eine Nacht miteinander verbracht. Bei einer Nazidemonstration am 13. Februar 2016 in Dresden sei sie aufgetaucht, um abermals Kontakt zu ihm zu suchen.