Ultras, Hooligans, Neonazis

Pro­fessionalisierung der Gewalt

Seite 2 – Trauer um einen Nazi

Ein bekanntes Beispiel ist der Fall Valentin S. in Bremen (siehe hier und hier). S., ein Antifaschist und Ultra, wurde 2016 wegen gefährlicher Körperverletzung zu einer Bewährungsstrafe verurteilt, nachdem er bereits während des Prozesses insgesamt zehn Monate in Untersuchungshaft gesessen hatte. Am Rande des Nordderbys zwischen dem SV Werder Bremen und dem Hamburger SV soll er an einer Schlägerei mit extrem rechten Hooligans beteiligt gewesen sein. Solche Konflikte sind keine Seltenheit; während viele Ultras sich entweder als apolitisch oder als dezidiert links verstehen, ist die Nähe vieler Hooligans zur organisierten rechtsextremen Szene bekannt.

Ein typsiches Beispiel dafür stellt der Anfang des Jahres verstorbene Thomas Haller dar, eine Größe der Chemnitzer Hooligan- und Neonaziszene, unter anderem Mitbegründer der rechtsextremen Gruppe »HooNaRa« (Hooligans, Nazis, Rassisten). Eine Trauerfeier für ihn im Chemnitzer Stadion am 9. März sorgte wieder einmal für einen Skandal bei dem für seine große rechtsextreme Fanszene bekannten Chemnitzer FC.

Der damalige Mannschaftskapitän Daniel Frahn war mit einem schwarzen T-Shirt mit dem Aufdruck »Support your local Hools« in die Kurve gelaufen – ihm war angeblich »nicht bewusst, dass dieses Shirt so tief in der Neonaziszene verankert ist«, wie er auf seiner Facebook-Seite schrieb. Nachdem der wegen einer Verletzung nicht aufgestellte Frahn Anfang August die Drittligapartie seines Clubs beim Halleschen FC gemeinsam mit Mitgliedern der extrem rechten Gruppen »Kaotic Chemnitz« und »NS-Boys« besucht hatte (letztere ­offiziell seit April aufgelöst), sah der Verein sich gezwungen, den Spieler zu entlassen.