Drugchecking in Berlin

Betreutes Ballern

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Informationen über safer use gibt es auch digital. Ein Beispiel liefert der Berliner Produktdesigner Philipp Kreicarek mit seiner App Knowdrugs. Nach einem Studium in Sozialer Arbeit und seiner Tätigkeit bei der queeren Drogenberatungsstelle Mancheck und der Organisation für Jugendarbeit Chill Out wollte der 30jährige Informationen über Drogen zugänglicher machen. Der Jungle World sagt er: »Online sind Ergebnisse von Drugchecking oft auf viele Webseiten verstreut. Auch ausgedruckte Pillenwarnungen auf Festivals erreichen nicht besonders viele Leute.« Seine App solle helfen, die Risiken zu minimieren und Wissen über Dosierungen, Wechselwirkungen und Sicherheitsprinzipien zu vermitteln, sagt Kreicarek. Die App – ein unabhängiges ­Projekt – zieht Ergebnisse von Tests aus Städten, in denen es bereits Drugchecking-Projekte gibt. Kreicarek hat einen Crawler programmiert, der auf Drugchecking-Websites geht, deren Testergebnisse dann in ein einheitliches Datenformat bringt und in der App anzeigt – »natürlich immer mit Quelle«.

Die App App Knowdrugs hilft mit Hinweisen nicht nur auf hochdosierte Pillen, sondern auch auf gefährliche Substanzen. Es gebe, so Kreicarek, immer wieder Fälle, hauptsächlich in Großbritannien, bei denen Paramethoxyamphetamin (PMA) in den Pillen enthalten sei. »Es soll ähnlich wie MDMA wirken«, sagt er, »der Wirkungseintritt ist aber viel später und wesentlich leichter. Das führt oft dazu, dass Leute nachdosieren. PMA kann aber zu einem sehr starken Anstieg der Körpertemperatur führen – es gab schon mehrere Todesfälle.« Dazu kommen synthetische Streckmittel oder unerwartete Substanzen. Auch Kokain wird manchmal mit den Betäubungsmitteln Lodocain oder ­Tetracain verfälscht – teils mit tödlichen Folgen.

Im dionysischen Tanztaumel kann man spontane, riskante Konsumentscheidungen treffen. Drugchecking ist eine effektive Art der Prävention und hilft, die Risiken des Konsums zu mindern. Grundlegendes Wissen über Drogen und ihre Wirkung kann es jedoch nicht ersetzen. Denn am Ende gilt: Wissen ist Macht – und dieses Wissen kann mitunter Leben retten.